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Überraschung im RVZ: Martin Gloor ist neuer Präsident und schenkt dem RVZ 1.5 Millionen Franken

Donnerstag, 10. März 2011 21:53

An der GV des RVZ zog der designierte neue Präsident Marc Hunziker seine Kandidatur überraschend zurück und schlug Martin Gloor als neue Führung vor - nach langer Diskussion wählte die GV den Investor Gloor zum Präsidenten.

Damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Denn vor der 138. Generalversammlung des Rennvereins Zürich schien die Ausgangslage betreffend Präsdidium alles klar: Vize-Präsident Marc Hunziker sollte für den abtretenden Dieter Syz nachrücken. Nichts deutete darauf hin, dass Hunziker von diesem Plan abrücken würde. In der gleichentags erschienen Neuen Zürcher Zeitung hatte er im Sportteil noch eine Attacke gegen den SPV-Präsidenten Jean-Pierre Kratzer geritten. Am Abend stand er nun im Saal des Zunfthauses zur Saffran, wo der Rennverein Zürich vor 139 Jahren gegründet worden war, vor die Versammlung (rund 80 Leute) und erklärte sichtlich aufgewühlt dem grösstenteils verblüfften Publikum, er stelle sich nicht zur Wahl und trete gleich auch aus dem Vorstand zurück.

 

Als Grund nannte Hunziker die Ereignisse in den letzten 48 Stunden vor der Versammlung. "Seit die Realisierung des Projektes mit Martin Gloor in die Nähe eines Abschlusses gerückt ist, muss der RVZ und ich persönlich ein Sperrfeuer vergegenwärtigen, das seinesgleichen sucht." Er sei offenbar bei einigen Herren zum roten Tuch geworden, zum Störfaktor. "Deshalb stelle ich mich nicht zur Wahl zum Präsidenten und trete aus dem Vorstand zurück. Ich stehe aber voll und ganz hinter der Person und hinter der Vision von Martin Gloor."

 

Der ehemalige Amateurrennreiter, der nun als Investor auftritt, wurde denn von Marc Hunziker und Dieter Syz auch kurzerhand zum neuen Präsidenten vorgeschlagen. Um Zweifel an seiner Finanzkraft ("es wird sehr viel spekuliert über mein Finanzleben")  auszuräumen, liess Gloor von seinem CFO Hubert Pätz einen Finanz-Nachweis der Credit Suisse vorlesen, wonach er 1.5 Millionen Franken zur Sanierung der Rennbahn Dielsdorf hinterlegt habe. Über diesen Betrag könne jederzeit verfügt werden. Weiter stellten die beiden unterzeichnenden CS-Banker fest, dass Martin Gloor die Möglichkeit habe, über finanzielle Mittel zu verfügen, um eine Investition in zweistelliger Millionenhöhe zu finanzieren.

Auf den Hellraumprojektor mochte Gloor das Schriftstück dann aber nicht legen, "weil das etwas persönliches ist". Interessant auch die Tatsache, dass in den bisherigen Diskussionen stets von der UBS die Rede war als die Bank, bei welcher das Geld sich befinde - Besucher der "Orientierungs-Versammlung" Anfang Dezember in Watt-Regensdorf erinnern sich bestimmt an die Aussage von RVZ-Finanzchef Hans-Peter Ess, wonach er durch den glücklichen Zufall, dass sowohl er wie auch Claudio Lazzarini (ein Vertrauter von Martin Gloor und VR-Präsident von dessen Firma Core Capital) bei der UBS arbeiten, eine umfassende "due diligence-Prüfung" durchführen konnte und die Herkunft sowie das Vorhandensein der Gelder bestätigen könne. Nun, drei Monate später, bestätigt also offenbar die Credit Suisse das Vorhandensein der Gelder. Und vom in den Verhandlungen bisher zentrale, bereits angesprochenen UBS-Gewährs-Mann Lazzarini, der inzwischen übrigens nicht mehr im Verwaltungsrat der Core Capital ist (sich gemäss eigenen Aussagen von Mitte Dezember auf die Aufgabe in der Hippodrome Royal SA, über welche die Investments getätigt werden sollen, konzentrieren will) war am Donnerstag 10.3.2011 an der RVZ-Versammlung mit keiner Silbe mehr die Rede.

 

Einige Mitglieder ergriffen das Wort. Die Unsicherheit war förmlich greifbar im Raum. Für die einen war Martin Gloor ein Nobody, der sich erst mal vorstellen solle. Andere sahen einen Interessenskonflikt, wenn Gloor gleichzeitig als Investor und als Präsident fungieren würde. Auch Jockey Club-Präsident Sandro Gianella äusserte die Meinung, eine Verknüpfung zwischen Präsidium und Investor sei nicht sinnvoll.

Finanz-Chef Ess gab zu bedenken, dass "wir einen solchen Interessenskonflikt im Vorstand immer schon hatten. Aber gesplittet (keine so hohen Beträge sondern innerhalb des Darlehens-Kontos, Anm.d.Red)." Damit gab Ess faktisch indirekt zu, dass Entscheidungsträger aus dem Vorstand dem RVZ Darlehen gegeben hatten - dies allein ist ja durchaus lobenswert, denn ohne Überbrückungs-Gelder hätte der RVZ längst Konkurs anmelden müssen. Problematisch war jedoch, dass dadurch unweigerlich eben ein Interessenskonflikt für die Betroffenen entstehen konnte.

Bei der Präsentation der Bilanz klang das aus dem Mund von Ess im Bezug auf die 512'000 Franken unter der Positon "Darlehen-Sammelkonto" wie folgt: "Rund 120'000 Franken sind aus dem Fonds des Grossen Preises der Stadt Zürich. Der Rest ist von aus dem RVZ nahestehenden Personen. Ich selbst habe, um unabhängig zu sein, nie einen Franken drin gehabt". Er sprach für sich, nicht aber für seine engsten Kollegen.

 

Auf einen entsprechenden Antrag, er möge sich doch trotzdem zur Wahl stellen, erklärte Marc Hunziker klipp und klar: "Vergessen Sie mich! Ich habe in Zürich einen Namen zu verlieren. Das was ich in den letzten Tagen erleben musste, lässt der Hunziker nicht mit sich machen."

Hunziker mahnte zudem: "Wenn sie JA sagen zu Martin Gloor, verhindern sie ein unfriendly takeover des Rennvereins. Denn wer 1:1 zusammenzählen kann, sieht doch, welche Machenschaften da im Hintergrund ablaufen."

Damit spielte Hunziker darauf an, dass Jean-Pierre Kratzer den RVZ oder vielmehr dessen Gelände übernehmen wolle.

In diese Kerbe schlug auch Finanz-Chef Hanspeter Ess mit der Aussage, der SPV-Präsident habe versucht, massiven Einfluss zu nehmen auf die Revisoren des RVZ. "Es hat mich auch sehr getroffen, dass Kratzer mir unterstellt hat, ich sei nicht in der Lage, eine korrekte Jahresrechnung zu präsentieren. Ich finde es abscheulich, dass so etwas denkbar ist", sagte Ess.

 

Das Argument eines Interessenskonflikts versuchte Gloor zu entkräften: "Wenn ich Präsident des RVZ werde, schenke ich dem RVZ das Eintrittsgeld von 1.5 Milionen Franken, damit es keinen Interessenskonflikt gibt." Eine interessante Ausgangslage, denn somit bleibt der RVZ Eigentümer der Anlage, die Gloor ja ursprünglich mit dem Geld hatte kaufen wollen.

 

Dieses Angebot überzeugte wohl einige bis dahin unentschlossene. Und so stimmte nach einer rund viertelstündigen Unterbrechnung der Versammlung rund zwei Drittel der Mitglieder schliesslich für Martin Gloor, der in seiner Antrittsrede erklärte: "Ich nehme die Wahl sehr gerne an. Ich wollte schon immer den RVZ sanieren und in eine schöne Zukunft führen. Ich freue mich auf eine einzigartige Anlage in der Schweiz!"

Er wolle in den nächsten Tagen eine Orientierungsversammlung einberufen, wo dann mehr über das Projekt und die weiteren Schritte zu erfahren sei.

 

Neu in den Vorstand gewählt wurden Joachim Künzi (Banker) und Marcel Scherrer (Geschäftsführer RVZ) sowie Ewa Ming (Event-Managerin). Finanz-Chef Hanspeter Ess bleibt im Gegensatz zu Marc Hunziker im Vorstand, ebenso Anna-Britta Maag, Brigitta Enkerli, Patrick Romer und der an der GV abwesede Stefan Cavelti. Somit besteht der Vorstand aus 9 Mitgliedern und ist damit erstmals seit langem wieder statutenkonform besetzt (in den letzten Jahren waren es nur 8 Mitglieder, nach dem sofortigen Rücktritt von Markus Monstein per 2.Dezember gar nur 7).

 

Somit ist der Rennverein Zürich auf einen Schlag seine grösste Sorge los: Mit dem 1.5-Millionen-Franken-Geschenk von Martin Gloor (so er sich daran hält, wovon natürlich auszugehen ist) können die kurzfristigen Verbindlichkeiten (Kreditoren rund 300'000 CHF, ZKB-Kontokorrent rund 290'000 CHF, Darlehenskonto rund 512'000 CHF - insgesamt rund 1.17 Mio kurzfristiges Fremdkapital abgedeckt werden. Bleiben noch die Hypothek (ZKB von 475'000 Franken) und die ursprünglich für den Bau der Bahn ausgestellten Anteilsscheine (rund 650'000 CHF).

Auf der Aktiv-Seite gibt es einen grossen Posten in der Bilanz: Das in die Jahre gekommene Pferdesportzentrum, welches mit knapp 2.4 Millionen Franken bewertet ist.

 

Nun stellt sich für die unmittelbare Zukunft noch eine Frage: Wie sieht es mit dem Renntag vom 8.Mai 2011 aus? Die Lizenz des SPV fehlt noch, die Ausgangslage hat sich nun geändert, mit Martin Gloor sitzt nun plötzlich ein anderer Verhandlungspartner gegenüber. Ungelöst ist auch die Frage, wer den umtriebigen, ungemein gut vernetzten Marc Hunziker im Sponsoring-Bereich ersetzen soll. Ohne ihn, soviel steht fest, gäbe es im Zürcher Unterland schon seit Jahren definitiv keine Rennen mehr (und wenn dann höchstens Radquer oder ähnliches, aber nicht mit Rennpferden). Doch es darf angenommen werden, dass er die Sponsoren, die er für diese Saison "unter Dach und Fach" gebracht hat, noch betreuen wird.

 

Fazit nach der 139. GV des RVZ: Die Fragen sind nicht wirklich weniger geworden. Doch ein 1.5-Millionen-Geschenk wollten die Mitglieder offenbar nicht verschmähen. Nun ist es an Martin Gloor, seine Vision umzusetzen!

 

 


Marc Hunziker (links) gratuliert Martin Gloor als Erster zur Wahl - im Hintergrund der abtretende Dieter Syz (Foto: Jürg Schranz).

 

 

 

 

 
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