'Aufhören wenn es am schönsten ist...' Adrian von Gunten tritt als amtierender König des Engadins zurück

Viermal hat Adrian von Gunten als Skikjöring-Gesamtsieger an White Turf den begehrten Titel "König des Engadins" geholt. Nun hat der 56-Jährige seinen Rücktritts-Entscheid bekannt gegeben. Der amtierende König tritt also dieses Jahr in St. Moritz nicht mehr an. Gemeinsam mit Zambeso, seinem letzten Zug-Pferd, geht der Burgdorfer Optiker als Skikjöring-Fahrer in Rente - bleibt aber als Kopf des Stalles Aventicum und durch seine erfolgreiche Zucht mit dem Rennsport weiterhin eng verbunden. 

von Markus Monstein

Am 4. Februar 1996 war's, als Adrian von Gunten sein erstes Skikjöring bestritt. Bei schönem Wetter mit Start um 14.30 Uhr in einem 10er-Feld. Gleich zu Beginn des Rennens - damals noch ohne Startboxen, sondern mit wesentlich "wilderem" Startprozedere - wurde Good Spark (Balthasar Willy) fahrerlos. Die anderen 9 Gespanne kamen ins Ziel, wobei Adrian von Gunten mit Tudor Age im von Vicomte des Mottes (Fredi Wolf alias Lupo) gewonnenen Rennen Letzter wurde. Am zweiten Sonntag (11. Februar 1996) dann die Steigerung - im negativen Sinn. Disqualifikation "wegen Start vor dem gültigen Startzeichen". Der Sieg ging damals an den legendären Sacred Number (Franco Moro) vor dessen Stallgefährten Arabian Star (Erich Bottlang). Und am dritten Sonntag (18. Februar 1996) wurde das Duo Tudor Age/von Gunten noch einmal Letzte.

Wer dachte, Adrian von Gunten würde nach diesen ersten Erfahrungen aufgeben, wurde eines Besseren belehrt. 1997 liess er zwar aus und 1988 kam er zunächst nichteinmal bis zum Start. Im Rennprotokoll steht dazu geschrieben: "Commander wurde vor dem Start fahrerlos und wurde von der RL auf Antrag des RL-Tierarztes vom Start ausgeschlossen". Adrian von Gunten erinnert sich: "Commander war ausgebrochen bei der Parade, er sprang dann über die Plastikbänder, welche über die Bahn gespannt waren. Mich hat es wie von einem Pfeilbogen zurückkatapultiert und ich blieb auf der Bahn liegen."

Mit Tucuman eine Woche später gab es dann endlich die erste Platzierung. Rang fünf als grösster Aussenseiter (25:1).

1999 und 2000 trat Adrian von Gunten nicht an, dafür liess er 2001 den ersten Sieg folgen. Nach den Plätzen 5 und 7 an den ersten beiden Sonntagen gewann er am 18. Februar 2001 mit Muziano zur Sensations-Quote von 38.90:1! Dies nach Kampf mit Hals. "Ich hatte sogar auf mich gewettet, aber nicht viel", erinnert sich von Gunten.

Der zweite Sieg liess fünf Jahre auf sich warten, 2006 mit King George. Und dann kam die grosse Zeit mit Mombasa: Rang vier beim Skikjöring-Debüt 2012 - gefolgt von 5 Siegen in Serie. Königstitel 2012 und 2013 (ungeschlagen). Und 2016, als der König in nur einem einzigen Rennen gekürt wurde, schlug Mombasa überlegen zu - Weilevorsprung, Titel Nummer 3.

Mit Mombasa wurde Adrian von Gunten dreimal König (hier bei ihrem ersten Sieg am 12.2.2012).
Foto: Ueli Wild

Der letzte Königstitel folgte 2020 mit Zambeso. Zwei blitzsaubere Siege und der neuerliche Triumph für den Berner.

Letztes Jahr hat Zambeso seine Rennlaufbahn beendet. Nun tut es ihm Adrian von Gunten gleich. "Mein Entscheid ist gut gereift und was gibt’s schöneres, als mit gesunden Pferden und Königstitel zurückzutreten", sagt der amtierende König des Engadin. "Der Generationenwechsel muss jetzt dann kommen in unserem Sport. Es gibt zwar noch vier ältere Fahrer als ich, aber einer muss mal beginnen... Es gibt talentierte Junge, die nachkommen."

Im Rennsport wird man Adrian von Gunten mit Sicherheit weiter mit grossem Engagement sehen. Er ist der Kopf des Stalles Aventicum, hilft im Stall von Claudia Erni beim Management mit und züchtet in Frankreich erfolgreich Vollblüter.

Auf dem Weg zum Königstitel: Zambeso mit Adrian von Gunten im Februar 2020 (Foto: swiss-image, Andy Mettler).

Letzter Königsjubel: Adrian von Gunten im Februar 2020 umrahmt von Trainerin Claudia Erni (links) und Zambeso-Besitzerin Martina Stadelmann (Foto: Nathalie Vorburger).

Wie Zambeso beendet Adrian von Gunten nun Rennkarriere (Foto: Nathalie Vorburger).

Wir publizieren in der Folge die Medienmitteilung des Königs: