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Chaos-Steeple in Aarau: Vac de Regni?re Sieger ohne sportlichen Wert

Montag, 25. Mai 2009 12:23

Der 24. Mai 2009 wird definitiv nicht als Renntag der Extraklasse in die Schweizer Turf-Geschichte eingehen (UPDATE ganz unten).

Der erste Eindruck für jeden Neuankömmling auf dem Schachen war (er)drückend: Es war schwülheiss, fast schon mit tropischen Verhältnissen vergleichbar. Die Pferde schmachteten in den Zeltboxen, wo sich die heisse Luft gnadenlos staute. Etliche Trainer wiesen die Pfleger/Führer an, die Pferde jede halbe Stunde abzuduschen. Viel Manpower war gefragt - und dies bei einer Hitze, die einem nur schon beim auf der Tribüne-Sitzen den Schweiss aus allen Poren trieb...

Die Aarauer Bahn-Crew verdient ein Riesen-Kompliment, dass bei diesem Sommerwetter ohne Regen in der Woche vor dem Renntag ein absolut praktikables Geläuf (3.3 Flach, 3.5 Jagd/Cross) präsentiert werden konnte. Alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

 

GP Stadt-Zürich-Revanche durch falschen Parcours verhindert

Im Grossen Preis des Katons Aargau wartete die Turf-Gemeinde gespannt auf die Revanche zwischen der GP Stadt-Zürich-Siegerin Plusvite, dem Vorjahressieger Great Spain und dem GP-Schweiz-Sieger Vac de Regnière.

Letztlich wähnte man sich aber an 1991 erinnert, als der vom Schweizer Fernsehen damals live übertragene GP Stadt Zürich hatte abebrochen werden müssen, weil alle Reiter/Pferde falsche Bahn gegangen waren... Ganz so schlimm kam es nicht, aber fast.

Plusvite hatte sofort resolut die Spitze übernommen. Doch als es in die entscheidende Phase ging, war das Durcheinander bald perfekt. Anstatt nach rechts in die Diagonale (und Richtung Tribünensprung) abzubiegen, liess Philipp Schärer (der sonst die Parcours auf allen Schweizer Bahnen in- und auswendig kennt; aber Fehler können nun mal passieren) Plusvite gerade aus in die Gegenseite weitergaloppieren, Great Spain/Cyriaque Santèrne folgten den beiden. Sebastien Sauren, der erstmals im Schachen antretende Reiter von Unpa, bemerkte das Missgeschick, wollte korrigieren - hatte aber rechts neben sich Vac de Regnière und kollidierte mit den Rails, worauf er aus dem Sattel musste.

Während für Plusvite und Great Spain nach dem Springen eines falschen Sprungs das Rennen definitiv gelaufen war, nahmen die von Unpa von der falschen Bahn quasi auf die richtige Seite der Rails "abgedrängten" Vac de Regnière sowie Kalif de l'Orme dieses wieder auf. Grosse Stimmung kam nicht mehr auf, Anton und Vreni Kräuligers GP-Schweiz-Sieger Vac de Regnière war mit Nicolas Guilbert (der zuvor schon mit Befon in denselben Farben ebenfalls für Trainer Kurt Schafflützel über Hürden gewonnen hatte) dem Neuling Kalif de l'Orme jederzeit überlegen und gewann ohne Opposition.
Der ebenfalls nachgerittene Unpa wurde als Dritter disqualifiziert, weil gemäss Reglement ein Reiter nicht mehr nachreiten darf, wenn er zuvor aus dem Sattel musste. Dieser Passus wurde einerseits zum Schutz der Reiter und Pferde eingeführt - andrerseits um Szenen vorzubeugen wie seinerzeit in Maienfeld als Chantal Zollet mehrmals aus dem Sattel von Harrietville musste, jeweils wieder aufstieg und weit hinter dem Feld noch ein Platzgeld holte. Auch wenn ein Arzt offenbar Sebastien Sauren gecheckt und ihm das Okay zum Weiterreiten gegeben hatte, konnte die Rennleitung gemäss Reglement nicht anders als dieses Paar zu disqualifizieren.

 

Onic Dream kontert Junior du Rib klassisch aus

Ein Duell auf höchster Ebene lieferten sich im Mai-Preis der bislang als absoluter Avenches-Spezialist bekannte Onic Dream und Meister Junior du Rib. Jean-Bernard Matthey hatte als einziger aus dem Zulage-Band das Starthandicap wettmachen können und versuchte aus dem letzten Bogen heraus seinen Widersacher abzuschütteln - doch Marc-André Bovay (zuvor schon Sieger mit Stall Brachers Inländer Quasir de Bussy) konterte im Einlauf mit Onic Dream geschickt. Am Ende gab ein Kopf den Ausschlag zu Gunsten der Jugend (Onic Dream ist 7 Jahre jung, Junior du Rib fünf Jahr älter). Junior du Ribs Trainingsgefährte Lucas des Champs hielt dahinter Rang drei, Schneekönig Jullyannis vervollständigte trotz Sommerhitze die Quarté-Wette, welche in richtiger Reihenfolge von keinem Wetter getroffen wurde - für die Dreierwette reichten die ersten beiden...
Ausser Junior du Rib konnte kein einziges Zulagepferd Geld verdienen, Jostovisso (7.) war vor Ludwig du Martza (8.) der zweibeste aus dem hinteren Band.  

 

Drama im Cross

Das mit Spannung erwartete Querfeldeinrennen verlief definitiv nicht nach dem gusto der Zuschauer. Merry Harry strauchelte im Teich und blieb im Wasser liegen. Der treue Inländer war nicht mehr zu retten. Unverständlich, dass über Lautsprecher danach verkündet wurde, das Pferd lebe und die Zuschauer mögen doch mit dem Gedanken nach Hause gehen, dass alles gut werde. Da muss der Aargauische Rennverein seine Informations-Politik dringend überdenken - wie schon im letzten Herbst nach einem Cross mit tödlichem Ausgang kamen sich durch solcherlei Aussagen die Zuschauer für dumm verkauft vor.  

Für das Publikum so ziemlich bedeutungslos war nach diesem Vorfall der Zieleinlauf, doch auch da spielte sich ungeheuerliches ab. Negus des Mottes schien auf dem Weg zum sicheren Sieg. Doch sein Jockey Sebastien Sauren war sich des Sieges wohl zu sicher - wie unser Video-Studium ergeben hat - richtete sich etwa auf der Höhe des Tribünensprungs auf und freute sich über den vermeintlichen Sieg. Dabei muss sich der Sattel nach rechts gedreht haben (unser Video-Eindruck) und als Urs Wyss mit Quel Beau Mec innen angriff, konnte Sauren nicht mehr richtig reagieren und so gewann der von Jürg Langmeier für Ivo und Esther Baumgartner trainierte Schimmel, der als Cross-Debütant eine vorzügliche Leistung zeigte.
Zwar gab es auf der Bahn unmittelbar nach dem Rennen eine Befragung von Trainerin Meret Kaderli durch ein Rennleitungsmitglied - auf eine Untersuchung wegen Nicht-Wahrnehmens der Chance wurde jedoch offenbar aus uns unerfindlichen Gründen verzichtet. Im Protokoll stand jedenfalls nichts, weder bezüglich allenfalls ungenügender Sattelung (was u.E. nicht der Fall war) noch eben eines Fehlers des Jockeys. Einmal mehr ein Affront gegenüber den (zugegeben wenigen) Wettern. Wobei die meisten ohnehin einfach froh waren, nach Hause zu gehen und mögliche Gewinne für einmal sekundär waren.

 

Anregung: Die übertriebenen Siegesbekundungen (ob zu früh oder zu spät spielt keine Rolle) sollten dringend genauer angeschaut und schärfer sanktioniert werden - sie sind nicht zuletzt für die Pferde gefährlich. Emotionen sind schön und machen einen grossen Teil unseres faszinierenden Sports aus. Doch alles zu seiner Zeit, bei der Siegerehrung zum Beispiel.

 


  

Der Unfall von Merry Harry wurde auch in der Presse behandelt

Offenbar hat sich Merry Harry nach einem Sturz beim Zusammenprall mit der Holz-Wand tödliche Kopfverletzungen zugezogen.

Die Aargauer Zeitung und der Zürcher Oberländer berichten sachlich und nüchtern ohne Polemik.
 

 

 

 



5 Kommentare
Urs Blattner aus Sarmenstorf schreibt am 25.05.2009 13:05 Uhr
Betreffend der Informationspolitik bin ich nicht ganz der gleichen Meinung wie der Berichtsverfasser (dessen Berichte ich übrigens immer sehr gerne lese und verdanke).
Im Moment der Durchsage, dass alles Mögliche unternommen werde um das Pferd zu retten(so ungefähr der Wortlaut), war es für Rennleitung, Speaker, Verein und Zuschauer nicht vollends klar, dass Merry Harry nicht mehr zu retten war.
In Anbetracht dieses Umstandes und gleichzeitig auch im Wissen, wieviele Zuschauer gerade in Aarau keine absoluten Turfkenner sind finde ich es angebracht, die Leute nicht mit der schlimmst möglichen Variante zu konfrontieren. Ich denke, jeder konnte zwischen den Zeilen erahnen, dass es nicht gut um das betroffene Pferd stand.

Solch Unfälle sind und werden leider weiterhin zu diesem faszinierenden Spitzensport gehören. Jeder Rennverein kämpft um Sponsoren und Zuschauer um den Athleten den Wettbewerb zu ermöglichen. Es macht keinen Sinn, die Betroffenheit der Zuschauer noch zusätzlich zu verstärken und hat meiner Meinung nach nichts mit falscher Informationspolitik zu tun.
Ein Kompliment allen Beteiligten....für das rasche und verdeckte Eingreifen des Tierarztes und seines Teams direkt vor der Haupttribüne, die Wortwahl des Speakers (keine Hektik) und den sofortigen Entscheid, auf die Siegerehrung vor dem Ambulanzwagen zu verzichten.

_ _ _ _
ANM des Verfassers des Artikels: Zum Zeitpunkt der Durchsage war die Situation m.E. absolut klar, genau wie im letzten Herbst auch. Aber es ist natürlich heikel. Darum schreibe ich ja auch, man soll die Informationspolitik überdenken...

Tanja Schär aus Kappelen schreibt am 25.05.2009 13:43 Uhr
Betreffend Übertriebene Siegesbekundung, das kommt in letzter zeit sehr oft vor! Es ist ja schön und gut wenn sich die Reiter über einen Sieg freuen, ich mag es jedem gönnen! Aber es weiss doch jeder das ein Rennen erst NACH dem Zielpfosten zuende ist...!

Regina Klein aus Dieterswil schreibt am 25.05.2009 14:36 Uhr
hallo markus,
ich bin genau gleicher meinung wie du, was das rumgejuble der reiter auf den pferden betrifft. dieses jahr scheint dieses gebahren ja gerade um sich zu greifen...
der reiter wird doch in erster linie vom besitzer/trainer engagiert um das ihm anvertraute pferd SICHER und BESTMÖGLICH durchs rennen zu steuern.

da auch ich ein paar mal als erste die ziellinie kreuzen durfte, kann ich, was die freude anbelangt, zumindest aus eigener erfahrung sprechen. sicher ist es toll, dieses gefühl, wenn man schneller als der rest war. doch finde ich es ein risiko dem pferd (und z.t. auch den anderen konkurrenten) gegenüber, wenn der reiter mit nur noch einer hand an den zügeln im vollen renntempo sein gewicht und schwerpunkt durch wilde bewegungen dauernd und in sehr kurzen intervallen verlagert. ausserdem finde ich es bei den allermeisten reitern einfach schlichtweg doof, wie sie auf den Pferden rumhampeln und das doch so schöne bild eines siegerfotos "stören".

ein weiterer wichtiger punkt ist aber auch, dass wir in diesem jahr nun schon mindestens, nach deinen vermutungen, einen verpassten sieg gestern in aarau und einen beinahe verpassten sieg in einem hürdenrennen in avenches bestaunen durften!

zugegeben, mir ist dies auch einmal "passiert", dass ich mich über einen doch eher unerwarteten sieg dermassen gefreut habe, dass ich mich nicht mehr im zaum hatte. doch kaum nach der ziellinie schämte ich mich über dieses peinliche gebahren. der trainer fand es damals auch nicht so toll, ZU RECHT!!! zum glück ists schon lange her und seither auch nie mehr vorgekommen.
gruss, regina

Speaker Lupo aus St. Moritz schreibt am 25.05.2009 15:11 Uhr
Es ist die Aufgabe von uns Speakern, das Publikum möglichst kompetent, fachlich und auch in schwierigen Situationen mit gezügelten Emotionen zu informieren. Dies ist jedoch nur möglich, wenn auch WIR auf dem aktuellen Stand der Dinge gehalten werden - von offizieller Seite. Um unsere Aufgabe im obenerwähnten Sinn erfüllen zu können, muss ich wissen, ob das Pferd zu weiteren Abklärungen von der Rennbahn gefahren wird oder werden kann, ob vor Ort noch lebensrettende Massnahmen im Gange sind, oder das Pferd bereits tot ist. Das Ziel des Tierarztes ist es, das Tier lebend von der Rennbahn zu bringen. Ungeachtet dessen, was nachher für Massnahmen getroffen werden müssen. Dies aus verschiedenen, bekannten Gründen. Dass der Transporter nach meiner, für viele fatalen Durchsage noch mehr als 30 Minuten auf der Bahn stand, vermutlich (oder tatsächlich?) beladen mit dem toten Pferd, das ist ein Mangel an Kommunikation und Information, und fördert vielleicht mehr als nur die Betroffenheit des Publikums - und hat schlussendlich auch etwas mit Berufsethik zu tun. Das Ziel aller MUSS sein, wenn schon, dann korrekt zu informieren und das Publikum mit einem möglichst guten Gefühl nach Hause zu schicken, und, egal ob Laie oder versiertes Publikum, die Anwesenden nicht für dumm zu verkaufen. Es braucht ein Informationsfluss zwischen der Unfallstelle und der Rennleitung - per Funk auf separater Frequenz - und diese Informationen haben unverzüglich auch an den Speaker weiter geleitet zu werden. Was wir damit machen und wie wir sie dem Publikum weitergeben, dass ist eine nicht ganz einfache, aber unsere Aufgabe. Hie und da jedoch ist weniger oder ganz schweigen mehr und; es ist nicht gelogen. Ich muss es so formulieren, da es offensichtlich und für mich gut hörbar, bei vielen Zuschauern so ankam und prompt auch an meine Adresse weitergeleitet wurde. Auch schriftlich. Das ist auch der Grund, warum ich seit Beginn meiner Speakertätigkeit keinen Unfall in irgendeiner Form kommentiere und mich weigere die Ambulanz oder den Tierarzt über das Mikrofon auf den Platz zu rufen. Ich gehe mit Urs einig, viele haben in diesem schwierigen Moment einen guten Job gemacht, aber das reicht nicht ganz: es müssen dies alle Beteiligten. Sonst werden vorallem auch die grossen Bemühungen in Sachen Sponsorings zu einer "Sissiphusarbeit". Die ReiterInnen hätten auch anständiger sprich langsamer in den Teich einreiten können, er ist von den Verantwortlichen genau deshalb absichtlich in die Mitte der Renndistanz gesetzt worden... aber das ist eine andere Geschichte! Und die Siegerehrung hätte in besagtem Rennen aus Respekt vor der Leistung des Siegers in angemessenem Rahmen im Führring stattfinden können. Auch hier wäre gute Information und richtige Wortwahl wichtig gewesen, denn sie hätten doch mehr als einen kleinen Wermutstropfen bedeuten können. Meinungsäusserungen in solchen Angelegenheiten sind immer auch eine Gratwanderung und einen exponierten Schritt hinaus auf teilweise dünne Äste. Aber das ist auch Kommunikation und deshalb nehme ich auch offen Stellung zu diesem Bericht. Ich hoffe, dass die Erkenntnisse und eben auch solche Diskussionen den Rennsport auch in dieser Beziehung weiterbringen - schlussendlich hängt alles aneinander - oft aber an einem sehr dünnen Faden. Ist doch gut, dass es Leute gibt, die sich auseinandersetzend exponieren und Meinungen vertreten können, oder? Danke dem Verfasser und Urs.

Laura Ryser aus Opfikon schreibt am 26.05.2009 23:10 Uhr
Ich kann dieser Vertuschungs-Politik absolut nichts abgewinnen. Sie schadet meiner Meinung nach sämtlichen Beteiligten, allen voran dem Hauptakteur Pferd. Denn durch falsches oder unterlassenes Informieren nimmt man die Chance auf Verbesserung gleich vornweg. Abgesehen davon kann sich jeder, der auch nur mit halbem Fuss im Rennsport steht, im Nachhinein über sämtliche Details Informieren und wie man weis entsprechen diese dann selten noch der ganzen Warheit... Desshalb lieber im Vorfeld zu solchen Ereignissen klar Stellung beziehen, anstatt die wildesten Gerüchte entstehen zu lassen. Unfälle lassen sich in diesem "Spitzensport" nicht vermeiden und man sollte zu dem Risiko stehen, das man bei jedem Rennen eingeht. Denn das ist meines Erachtens einer der Gründe, wesshalb sich der Rennsport beim breiten Publikum nicht mehr allzu grosser Beliebtheit erfreut...


 
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