Schnellsuche
Schnellsuche öffnen mit Tastatur: CTRL+F
 

Der Liebe und der Gesundheit wegen zurück aus Singapur: Das Interview mit Olivier Plaçais

Dienstag, 03. April 2012 23:10

Olivier Plaçais hat wie von uns angekündigt bei Miro Weiss zu arbeiten begonnen - wir haben den 28jährigen Singapur-Rückkehrer über seine Erlebnisse in den letzten zweieinhalb Jahren, über die Beweggründe für seinen Umzug in die Schweiz und seine Ziele befragt.

(mmo) Olivier Plaçais war eine der letzten Jockey-Entdeckungen von Kurt Schafflützel. Er hat mit Cracks wie Glavalcour und Pont des Arts, den beiden auf Schweizer Rennbahnen gewinnreichsten Galoppern, unvergessene Erfolge gefeiert und 2007 sowie 2008 die helvetische "cravache d'Or" gewonnen.

 

Nun hat er bei Miro Weiss in Urdorf seine Stelle angetreten - Neuland für ihn, wie auch den Abonnements-Championtrainer, der seine besten Jockeys bisher jeweils für die Rennen aus Frankreich und England eingeflogen hatte.

Das Duo Plaçais/Weiss könnte die Gegner das Fürchten lehren, wetten...?!

 

 

 

 


Olivier Plaçais und Glavalcour im GP BMW 2006: Für beide das Lieblingsrennen - und was dieser Mickaël Barzalona kann, konnte Plaçais damals schon lange... (Fotos: Ueli Wild)

 

 


Siegespose: Olivier Plaçais (hier mit Glavalcour) hat in der Schweiz schon 98 Rennen gewonnen! 


horseracing.ch: Herr Plaçais, welche Bilanz ziehen Sie aus ihrem Singapur-Aufenthalt?

Olivier Plaçais: Nun, ich habe in den zweieinhalb Jahren in Singapur 80 Sieger geritten und viel gelernt. Für meine Gesundheit war es allerdings jetzt Zeit, zurück nach Europa zu kommen. Es ging mir nicht so gut in letzter Zeit.

horseracing.ch: Inwiefern? Gab es Probleme mit dem Klima, mit dem Gewicht?

Olivier Plaçais: Das Thema Gewicht war der Grund. Als ich vor zweieinhalb Jahren dort ankam, begann ich mit 53.5 Kilo zu reiten. Doch die Trainer drückten mich immer weiter runter. Am Ende war ich bei 50.5 Kilo.

horseracing.ch: Zwischenfrage, wir gross sind Sie?

Olivier Plaçais: 1 Meter 67. Nun, ich konnte für Champion-Trainer Patrick Shaw reiten, da habe ich mich eben reingehängt. Doch vor eineinhalb Monaten bin ich nach dem Ziel runtergefallen. Völlig dehydriert. Da wusste ich, dass es so nicht weiter geht.

horseracing.ch: Wie kam dann der Kontakt zu Miro Weiss zustande?

Olivier Plaçais: Ich wusste, dass Mathias (Sautjeau) aufgehört hatte und dass Miro deshalb einen Jockey suchte. Da habe ich meine Freundin Nicole (Schlatter) gebeten, mit Miro Kontakt aufzunehmen. Ich durfte früher ja auch einige Sieger für ihn reiten. Wir waren lange Konkurrenten, hatten aber auch schöne Erfolge zusammen.  

horseracing.ch: Was gab den Ausschlag, zu Miro Weiss in die Schweiz zu kommen und nicht zurück nach Frankreich zu gehen?

Olivier Plaçais: Wegen Nicole. Wegen ihr war es klar, dass ich in die Schweiz kommen würde. So haben wir mehr Zeit füreinander und ich muss viel weniger reisen.

 

horseracing.ch: Und in Frankreich reiten Sie nicht mehr?

 

Olivier Plaçais: Also, wenn jemand mich für ein gutes Rennen an einem hier rennfreien Tag engagieren will, schauen wir das an. Es gibt ja einige Wochenenden ohne Rennen. Aber eines ist klar: Für ein Réclamer oder ein Rennen irgendwo in der Provinz werde ich keinen Trainings-Morgen in Urdorf verpassen.


horseracing.ch: Bevor wir auf Ihre Zukunft in der Schweiz zu sprechen kommen, nochmal kurz zu Singapur. Wie muss man sich den Rennsport dort vorstellen?

Olivier Plaçais: Das ist Business pur. Die Leute dort kennen ihre Pferde zum Teil nicht mit ihrem Namen sondern nur die Nummer, die jedes auf der Schulter eintätowiert hat. Die Wetterei ist enorm wichtig. Wenn Du als Jockey einem Pferd ein gutes Rennen gibst und am Ende Zweiter wirst, lynchen sie Dich beinahe.  
Training (mit Stoppuhr) und Rennen sind ähnlich wie in den USA. Die meisten Rennen sind zwischen 1000 und 1600 Meter. Es geht jeweils vom Start weg voll zur Sache. Meistens gewinnt das beste Pferd, denn es gibt für die Reiter keinen Möglichkeit zum Beispiel das Tempo zu verschleppen. Pferde und Jockeys müssen topfit und hart sein.  

horseracing.ch: Und die hohen Temperaturen, wie haben Sie die erlebt?

Olivier Plaçais: Die Rennen finden meist am Freitag Abend statt. Da ist es oft über 40 Grad heiss. Das hilft Pferden mit Lungenproblemen natürlich nicht. Zur Kühlung werden die Pferde mehrmals vorher und nachher geduscht.
Trainiert wird nur am Morgen. Jeweils von 5.45 Uhr bis 9.30 Uhr sass ich im Sattel, zwischen den Lots stand ich meist nur eine oder zwei Minuten auf den Füssen. Als ich um 5.45 Uhr in den Stall kam, war mein erstes Pferd schon bereit. Gesattelt und aufgewärmt. Dann bin ich nur zum Wechseln abgestiegen. In der Regel hatte ich 12 Lots pro Tag, mein Rekord war 15 Pferde in diesen knapp 4 Stunden!

horseracing.ch: Und wie heiss war es am Morgen denn jeweils?

Olivier Plaçais: Um 6 Uhr hatte es schon um 27 Grad. Um 10 Uhr wurde die Trainingsbahn jeweils geschlossen. Wegen der Hitze. Für mich war es zum "Gewicht-Machen" natürlich gut. Ich bin mit einem Blouson geritten und habe jeden Morgen 2 Kilo verloren...

horseracing.ch: Wenn man Sie so hört, ist das ein ziemlicher Kulturschock jetzt zurück in der Schweiz.

Olivier Plaçais (lacht): Ich freue mich darauf und bin sehr zufrieden, hier zu sein. Jetzt geht es zunächst einmal darum, bei Miro Weiss all die Pferde kennenzulernen. Ausser den älteren kenne ich ja kaum noch ein Pferd. Es ist mir wichtig, die Jungen einschätzen zu können. Und ich freue mich auf die Atmosphäre auf den Rennbahnen, werde die Rennen wieder viel mehr schätzen. In Singapur verliert man mit der Zeit die Liebe zu den Rennen und zu den Pferden. Es besteht die Gefahr, dass man sie nur noch als Renn-Maschinen wahr nimmt. Das gefällt mir überhaupt nicht.
Hier in der Schweiz kaufen die Leute Pferde, um sie am Sonntag laufen zu sehen, Spass zu haben und mal ein Rennen zu gewinnen. Ich habe das denen in Singapur zu erklären versucht, niemand hat es verstanden. Dort werden Pferde nur gekauft um darauf zu wetten.  

 


horseracing.ch: Was haben Sie aus Singapur reiterlich mitgenommen?

Olivier Plaçais (schmunzelt): Ehrlich gesagt, ich bin stärker geworden, habe mehr Muskeln gemacht. Und ich habe mein Tempogefühl nochmal verbessert. Denn es wird dort wie erwähnt viel mit der Uhr gearbeitet.

horseracing.ch: In der Schweiz haben Sie zweimal das Jockey-Championnat und 98 mal gewonnen, darunter viele grosse Rennen. Was haben Sie sich für Ziele gesetzt?

Olivier Plaçais: Mit den grossen Rennen ist es so eine Sache. Ich habe mehrmals den BMW gewonnen, mehrmals das St.Leger und andere. Doch vier der grössten Rennen fehlen mir noch immer: Der Jockey Club, das Derby, der GP St.Moritz oder der Prix de Diane. Es bleibt also noch einiges zu tun! Ich werde mein Maximum geben, jeden Tag. Rennsport ist ein Team-Sport, ich freue mich darauf mit Miro Weiss, den Angestellten und den Besitzern möglichst erfolgreich zusammenzuarbeiten. Ehrlich gesagt, wäre ich erstaunt, wenn wir mit diesem Team und diesen vielen guten Pferden nicht Champion werden würden. Miro und ich...   

horseracing.ch: Vielen Dank für das interessante Gespräch sowie Hals und Bein! 



0 Kommentare

Es ist noch kein Kommentar vorhanden


 
Aktuelle Renntage
05.05.2024 Dielsdorf
03.05.2024 Avenches
24.04.2024 Avenches

22.04.2024 Avenches
15.04.2024 Avenches
Werbe-Partner
SWISSLOS
Scala Racing Club
Turfshop GmbH - Ausrüstung für Renn- und Reitsport
Stall Allegra
Wisler - junge Selbstfahrer
 
Umfrage

Tipp des Tages

Haben Sie News für uns?

 
Werbe-Partner
Optimera AG
modern times - Webdesign - Multimedia - CD-/DVD-Produktion
Hier könnte Ihre Werbung stehen
 


Copyright © 2024 by horseracing.ch | Webdesign - CMS - Datenbank by moderntimes.ch | 132557006 Zugriffe seit Mittwoch, 11. Januar 2006
Logo horseracing.ch