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Eric Delaquis - ein Grosser ist abgetreten

Donnerstag, 02. Februar 2006 01:22

Rennreiter, Speaker, Pionier: Er war in allem hervorragend.

(Wie versprochen hier ein paar Gedanken und Fakten zum Werk von Eric Delaquis, der uns im Januar dieses Jahres für immer verlassen hat).

65 Jahr lang hiess der Speaker auf fast allen Schweizer Rennbahnen Delaquis. Was im Mai 1935 mit Dr. Gaston Delaquis begann, führte sein Sohn Eric Delaquis weiter. Bis am 1. Oktober 2000, als er in Dielsorf sein letztes Rennen kommentierte.

Im Alter von 10 Jahren besuchte Eric Delaquis im Jahre 1947 erstmals eine Rennbahn. Dabei handelte es sich um diejenige auf der Berner Allmend. Er sah seinen Götti Walther Bleuler gewinnen und fasste den Entschluss: "Ich will zuerst Rennen reiten – und gewinnen – und dann werde ich wie mein Vater Rennbahnspeaker!"

Gesagt, getan. Beides setzte Eric Delaquis gekonnt in die Tat um.
Von 1954 bis 1963 bestritt Eric Delaquis 581 Rennen und feierte dabei 123 Siege. Auf vielen grossen Rennbahnen Europas war er mit Erfolg im Einsatz, so gewann er das Fionette-Hurdle-Handicap in Kopenhagen oder den Grossen Preis von Karlshorst in Düsseldorf.

Sechs Mal (1958 bis 1963) errang Eric Delaquis das SRV-Championat. Im Jahr 1963 holte er sich zudem den FEGENTRI-Titel eines Europameisters der Amateurrennreiter. Nach diesem Erfolg, im zarten Alter von 26 Jahren hatte Eric Delaquis dann genug von der Rennreiterei – zum Missfallen seines Vaters. Aber wenn Eric etwas wollte, dann machte er es auch so.

Der erste Auftritt als Speaker

Am 5. Oktober 1980 folgte dann in Aarau die von den wenigsten bemerkte Rückkehr auf die Schweizer Rennbahnen. Wenn auch in anderer Funktion. Eric Delaquis trat zum ersten Mal als Rennbahnspeaker auf - zwar noch inoffiziell. Vater Dr. Gaston Delaquis gab den provisorischen Einlauf im 33. Grossen Preis der Schweiz mit dem 4jährigen braunen Wallach LE SOCHET als Sieger bekannt, reichte das Mikrofon dann an seinen Sohn Eric weiter, der kurze Zeit später den definitiven Einlauf bestätigte. Die Stimme des Sohnes war von derjenigen des Vaters kaum zu unterscheiden. Zudem hatte sich Eric Delaquis fünf Jahre lang von seinem Vater ins Speaker-Metier einführen lassen, so dass der Übergang vom Vater zum Sohn nahezu nahtlos von Statten ging.

Europäische Spitzenklasse

Wie sein Vater brauchte auch Eric Delaquis zu seinen besten Zeiten keinen Vergleich mit den besten Speakern Europas zu scheuen. Er verstand es hervorragend, mit seiner wohlklingenden, sonoren Stimme die Rennen ungemein spannend zu kommentieren.
Wer zum Beispiel die Möglichkeit hat, sich den Derby-Sieg von Katolème 1987 auf Video nochmal anzuschauen, soll einfach mal auf den Kommentar hören – und wird ins Schwelgen kommen…

Internet-Pionier

Was vielleicht einige Leser nicht wissen: Eric Delaquis ist quasi der „Übervater“ von horseracing.ch. Er war es, der vor rund 10 Jahren im Internet-Café Urania in Zürich eine Pressekonferenz einberief, um seine Homepage „pferderennen.ch“ vorzustellen. Darauf vermittelte er vor allem Start- und Ranglisten, lange bevor die Verbände überhaupt an einen Internet-Auftritt gedacht hatten.

Aufgabe des Speaker-Jobs

Aus gesundheitlichen Gründen fasste Eric Delaquis im Jahr 2000 schweren Herzens den Entschluss, seinen Platz am Mikrofon zu räumen. Er hatte – und dies ist wohl das schmerzlichste überhaupt – selbst eingesehen, dass er seinen eigenen Anforderungen nicht mehr ganz gerecht wurde. So gab er seinen geliebten Speaker-Job auf.
Am 1. Oktober 2000 um 16.15 Uhr kommentierte Eric Delaquis in Dielsdorf sein letztes Rennen. Und nachdem er seinen Feldstecher, den er ja jetzt nicht mehr brauchte, für einen guten Zweck versteigert hatte, verabschiedete er die Zuschauer zum letzten Mal mit seinem legendären „und chömed guet hei!“

Eric Delaquis
Eric Delaquis bei seiner Verabschiedung (Foto: Käthy Keller)

 

Kommentar von Markus Monstein:

Die Nachricht vom Tod von Eric Delaquis hat mich persönlich sehr getroffen. Wenn ich auf den Rennplatz kam und seine Stimme hörte, war dies einfach unbeschreiblich. Ein Gefühl von Heimat, auch wenn dies vielleicht etwas kitschig klingen mag.

Dank seinen Rennkommentaren habe ich persönlich den Rennsport überhaupt erst richtig kennengelernt. Eric Delaquis konnte zu seinen besten Zeiten jedem Wetter das Gefühl geben, sein Pferd gehe gleich zum Angriff über. Wenn er mitte der Gegenseite sagte "xy ist im Moment das schnellste Pferd im Feld", dann war der Wettgewinn beinahe schon im Trockenen.

In meinen Anfangszeiten als Speaker war Eric Delaquis öfters noch auf Rennbahnen anzutreffen. Er wollte helfen, gab mir „jungem Grünschnabel“ gerne wertvolle Tipps, meine Kommentare zu verbessern. Wenn er, wie einmal in Dielsdorf, sogar neben mir in der Speaker-Kabine stand und mit Handzeichen während eines Rennens Tadel und Lob signalisierte, lief es mir häufig kalt den Rücken hinunter. Denn sein Urteil war mir sehr viel wert. Keiner konnte es besser wissen als er.

Umso trauriger war ich, nach einer Begegnung mit Eric Delaquis vor zwei Jahren (also im 2004) in Frauenfeld. Ich freute mich, ihn zu sehen. Er fragte mich umständlich, ob er mit rauf kommen dürfe in meine Kabine. Ich antwortete, dieses Kabäuschen sei genauso seines wie meines. Da strahlte er und kam mit nach oben. Erst dann merkte ich, dass er enorm Mühe hatte mit Sprechen. Dass er seine Gedanken, auch mit grossen Anstrenungen kaum mehr in Worten ausdrücken konnte. So kommunizierten wir mit Stift und Papier. Es tat sehr weh, diesen einst so eloquenten Mann, so zu erleben.

Es war dies das letzte Mal, dass ich Eric Delaquis auf einer Rennbahn gesehen habe.
In den Gedanken und Herzen von uns allen wird Eric Delaquis als der grosse Sportler und Speaker weiterleben, der er für uns Rennbahnbesucher war.



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