von Markus Monstein
Vor zwei Jahren, am 15.August 2012, fand die entscheidende ausserordentliche Generalversammlung des Rennvereins Zürich statt. Polo oder Rennsport - so lautete etwas überspitzt die Frage. Diese wurde knapp beantwortet. Rennsport hiess die Parole. Anton Kräuliger hatte damals mit seinem Projekt und seiner Vision überzeugt.
Am Samstag vor dem letzten Dielsdorf-Renntag der Saison 2014, ging Anton Kräuliger die einzelnen Aussagen von damals noch einmal durch und liess sich daran messen. "Wenn ich etwas sage, dann realisiere ich es auch", erklärte Anton Kräuliger den Anwesenden.
Ziel war, Dielsdorf als führendes Rennbahnzentrum in der Deutschschweiz zu stärken. Dann die Pflege aller Disziplinen des Rennsportes (Galopp inklusive Hindernissport und Trab). Als Zielgrösse beim Pferdebestand in Dielsdorf wurde 150 bis 200 Pferde angegeben. Hier gibt es noch Aufholpotential, doch dazu später mehr.
Die treibende Kraft hinter dem Horse Park-Ausbau: Anton Kräuliger stärkt sich vor seiner Präsentation mit Kaffee und Gipfeli (Fotos: Markus Monstein).
Gross und Klein freuen sich über den neuen Schwung auf der Parkrennbahn.
Per 1.7.2015 werden also total rund 7.3 Millionen Franken in den Horse Park Zürich Dielsdorf (HPZD) investiert worden sein (die Finanzierung erfolgt neben dem Aktienkapital über persönliche Aktionärs-Darlehen). Das Aktienkapital der HPZD beläuft sich auf 1 Million Franken. Der Hauptteil befindet sich im Besitz von Anton Kräuliger, der die Aktien zunächst gezeichnet hatte. "Ich habe aber von Anfang an gesagt, es soll hier keine one-man-Show geben. Ziel ist es, das nach und nach wieder zurück an den Rennsport zu geben. Ich werde aber die Mehrheit behalten, bis alles steht. 35% der Aktien sind verkauft. 150'000 Franken gehört dem RVZ, 100'000 Franken dem Jockey Club und 100'000 der Familie Würtenberger."
Anton Kräuliger hat das Ziel, die Anlage so auszurichten, dass der HPZD nicht vom Rennsport abhängig ist. "Noch vor wenigen Wochen sagte Jean-Pierre Kratzer, die Galopprennen in Avenches seien in Frage gestellt. Das würde heissen, dass der Galopprennsport in der Schweiz in Frage gestellt ist", führte Kräuliger als Beispiel heran, "nun sieht es zwar offenbar wieder etwas anders aus. Trotzdem ist es gut, nicht vom Rennsport abhängig zu sein."
Kräuliger möchte den Rennverein Zürich wieder stark machen. "Wir brauchen eine breitere Basis. Hier in der Region und bis nach Urdorf...", so Kräuliger.
Bezüglich der bisher getätigten Investitionen stellte er fest: "Das einzige Ziel, was ich bisher nicht erreicht habe, ist die Gesamthöhe der Investitionen. Ich wollte nur 3 Millionen investieren, nun werden es 7.3 Millionen sein." Dafür sei man bei den Etappen jetzt dem Zeitplan bereits voraus.
Die Anlage müsse, so Kräuliger weiter, nicht vor allem Erträge abwerfen. Aber sie müsse lebensfähig sein, inklusive Abschreibungen. "Sollten wir dann tatsächlich einmal Geld verdienen, werden wir - in Absprache mit den Aktionären - dieses wieder in den Rennsport investieren", versprach Kräuliger.
Der Pferdesport soll von den Investitionen in die Anlage profitieren.
Mit den aktuell 90 Pferden im Trainingzentrum (davon 30 Nicht-Rennpferde) und rund 30 auf der Schwindibode-Seite in den Stallungen der Familie Würtenberger ist auf der Einnahmenseite noch kein grosser Staat zu machen.
"Wir brauchen insgesamt 150 bis 200 Pferde auf der Anlage, damit wir die notwendigen Erträge erwirtschaften können", rechnet Kräuliger vor. Dabei spiele es ihm grundsätzlich keine Rolle, welcher Disziplin (Rennsport oder andere FEI-Disziplinen wie Concours oder Dressur) die Pferde angehören.
Im 2014 sind aus den Stallungen, Sandbahn, Renntage, Events etc. rund 750'000 Franken an Erträgen budgetiert.
Nach Fertigstellung der neuen Reithalle, mit deren Bau im Winter begonnen wird, werden sich insbesondere die Erträge im Event-Bereich steigern lassen, ist Kräuliger überzeugt. Rund 1'200'000 Franken pro Jahr sollen es im 2016 sein, etwa ein Viertel davon im Event-Bereich.
Die neue Halle mit den Massen 30 auf 63 Meter bietet vielfältige Möglichkeiten. Auf der Zuschauerseite (längsseitig) hat es Platz für die Bewirtung von 250 Personen durch einen Caterer. "Wir wollen nicht selbst Gastronomie machen hier", so Kräuliger. Im neuen Hallengebäude gibt es auch Büroräumlichkeiten auf zwei Stöcken.
So sieht der 3D-Plan des neuen Prunkstücks im HPZD aus: Die neue Halle mit Restaurant-Terrasse.
Bereits gab es Anfragen aus der Concours-Szene für die Verantstaltung von namhaften Turnieren in der neuen Halle. Und, das darf quasi als Ritterschlag bezeichnet werden, sogar die FIFA hat für ihre Generalversammlung angefragt... Man stelle sich vor, Sepp Blatter und Co. auf der Parkrennbahn! Diese Anfrage wurde für nächstes Jahr allerdings noch abgelehnt, weil man mit der Halle zu 100% fertig sein möchte, bevor man einen solchen Anlass an Land ziehen möchte.
Die Front-Ansicht von der Rennbahn aus gesehen: Die neue Halle soll im Frühling 2015 fertig sein.
Eingeweiht wurde auch der neue Reitplatz. Im Innenraum des Trabrings rechts neben der Tribüne ist für rund 400'000 Franken ein circa 5000 Quadratmeter grosser Sandplatz entstanden. Die oberste Schicht besteht aus etwa 20 cm Sand, der mit synthetischen Schnitzeln vermischt ist.
Das Besondere an diesem Sandplatz ist das Be- respektive Entwässerungssystem "Ebbe und Flut". Die Sickerleitungen sind mit Lavasand ausgefüllt. Sie sind gleichzeitig auch Bewässerungsleitungen. Bei Trockenheit wird Wasser reingepumpt, bei Nässe fliesst es durch die gleichen Leitungen weg.
Auf dem neuen Reitplatz wird schon fleissig trainiert...
Günstiger als geplant kam letztlich die Bewässerungsanlage für das Geläuf. 350'000 Franken waren dafür budgetiert, gekostet hat sie rund 250'000 Franken. Damit können René Stadelmann und Pedro Hudek die Bahn nun punktgenau bewässern, was selbstredend den Hauptakteuren der Rennen zu Gute kommt.
René Stadelmann erklärt den Plan der Bewässerungsanlage...
...und dann heisst es "Wasser marsch"!
Mittelfristig, d.h. für die Saison 2015, sieht Anton Kräuliger auf der Anlage vier Renntage. Es gibt auch nach wie vor Bestrebungen, PREMIUM-Renntag in Dielsdorf durchzuführen. Doch diesbezüglich ist noch nichts spruchreif.
"Als Verfechter von einfacheren, kostengünstigeren Renntagen kann ich mir im Sommer einen Renntag mit allenfalls nur 6 Galopprennen vorstellen mit anschliessender Party", so Kräuliger weiter.
Längerfristig möchte Anton Kräuliger den Horsepark wieder in andere Hände zurückgeben. Seine Investitionen und seine Arbeit möchte der Vollblut-Unternehmer gewissermassen als Turnaround-Hilfe verstanden wissen. "Ich bin stolz und glücklich, dass wir gemeinsam diesen Weg beschreiten konnten. Damit dieser wunderschöne Platz weiter und mit intakten Chancen auch in Zukunft existieren kann, brauchte es einen Verrückten, der die grossen Möglichkeiten der Parkrennbahn gesehen hat."
Am Schluss gab es einen feinen Apéro - da blieb keine Kehle trocken und kein Magen leer.
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