Am zweiten Renntag des St.Moritzer White-Turf-Meetings standen gestern (11.2.2007) die Traber im Mittelpunkt. Rund 11’500 Zuschauer sahen im Hauptereignis den Überraschungs-Sieg von Thomas Fuchs mit Jumbo de l’Iton.
Am Vormittag deutete in St.Moritz wenig darauf hin, dass die sprichwörtliche Engadiner Wintersonne dem Publikum auf dem zugefrorenen See einen angenehmen Nachmittag bescheren würde. Pünktlich zu den Rennen waren die Sonnenstrahlen dann da. Der Malojawind sorgte aber dafür, dass niemand zu warm hatte. 11’500 Zuschauer (Vorjahr 10'000) verbrachten einen spannenden, sportlich hoch stehenden Nachmittag an den Pferderennen und sorgten für einen Wettumsatz von 104’386 Franken, zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Seit fünf Jahren floss damit an den ersten beiden Renntagen nie mehr so viel Geld durch die Wettkassen. Und der dritte Renntag, der traditionell umsatzstärkste am White Turf-Meeting, steht ja noch aus.
Um 25 000 Franken ging es im BMW Grossen Traberpreis von Pontresina, und um den Titel des „Schneekönigs der Traber“. Der letztes Jahr geschlagene Sieger der Jahre 2003 bis 2005 trat an, seinen Titel zurückzuerobern. Fétiche du Bouquet, der mit 14 Jahren der Älteste im Feld fand eine hervorragende Ausgangslage vor, weil er am ersten Sonntag „nur“ Rang vier belegt hatte – daher durfte er gestern 25 Meter vor seinen auf dem Papier härtesten Gegnern starten.
Die Familie Schneider wollte unbedingt den Sieg zu ihrem Jubiläum: Seit 50 Jahren verbringen sie in der dritten Generation mit ihren Trabern die Ferien in St.Moritz und erzielten dabei über 60 Siege - genau weiss es selbst Vater Erhard nicht.
Dafür wusste der ehemalige Weltmeister der Amateur-Fahrer gestern Nachmittag während des Rennens schon mitte der Zielgeraden, dass es wohl nichts werden würde mit dem Sieg. Denn Thomas Fuchs mit dem erstmals in der Schweiz laufenden Jumbo de l’Iton liess nicht nach. So sehr sich Fétiche du Bouquet auch bemühte, er kam nicht vorbei.
Im Ziel hatte der von Theo Fankhauser trainierte Jumbo de l’Iton vier Längen Vorsprung. Der dritte Rang ging an Gone Debérieux mit Trainerin Claudia Koller-Wehrly.
Thomas Fuchs hatte vor dem Rennen zu Protokoll gegeben, Jumbo de l’Iton hätte im Training keine Schnee-Eignung verraten. Ein klassischer Bluff? „Nein, nein“, versicherte der ehemalige Weltklasse-Springreiter, „wenn es nur etwas rutscht, ist er ganz unsicher. Aber hier auf Schnee ging heute alles bestens.“ Zu gut jedenfalls für die Konkurrenz.
Das zweite Trabrennen ging wie schon am ersten Sonntag an Jullyannis aus dem Stall Allegra Racing Club. Der kleine Fuchs attackierte in der Gegenseite, schob sich aus hinteren Regionen in einem Rush an die Spitze und verabschiedete sich in der Folge von seinen Gegnern. Melvin folgte 8 Längen zurück, der drittplazierte Kiss me de Bussy verlor schon 17 Längen auf den entfesselten Sieger.
Das Skikjöring sorgte für mehr Spektakel als gewünscht. Im ersten Bogen wurde es sehr eng, Rubas und Abu Ardash verloren ihre Fahrer, Clac de Livet verhedderte sich in den Leinen des fahrerlosen Rubas und sein Fahrer Silvio Staub kam später ebenfalls zu Fall. Rippenbrüche (bei Silvio Staub und Adrian von Gunten) und Prellungen für mehrere Fahrer waren die Folge. Bei den Pferden ist uns eine grosse Fleischwunde (die genäht werden musste) bei Clac de Livet, der einige Zeit ausfallen wird, bekannt.
Den Sieg sicherte sich wie schon am letzten Sonntag Köbi Broger mit King George. Der St.Moritzer Leo Luminati hielt wie vor einer Woche mit Answering dagegen, hatte aber keine Siegchance. Rang zwei, meilenweit vor dem drittplazierten Franco Moro mit Achilles Sky, war ihm aber sicher.
Damit steht Köbi Broger mit dem von Miro Weiss für die Thurgauer Besitzerin Charlotte Haselbach trainierten King George vor dem Gesamtsieg. Leo Luminati müsste am dritten Sonntag mit Answering gewinnen, Broger hingegen dürfte gleichzeitig nicht vierter werden, damit der Titel „König des Engadin“ seit 1998 endlich wieder einmal im Tal bleiben würde.
Die Schützlinge des Urdorfer Champion-Trainers Miro Weiss sind in hervorragender Form - zwei der drei Flachrennen (neben dem Skikjöring) wurden seine Beute. Im ersten Rennen setzte sich der Schnee-Debütant Salermo (Markus Kolb) vor dem grossen Favoriten Fürstenberg und Dooneen durch.
Im zweiten Rennen gab es dann durch Al Martino (Steve Drowne) vor Puro (Markus Kolb) gar einen Weiss-Doppeltreffer ab - Rang drei holte sich der Animator Royal Fire.
Für den ersten Gäste-Sieg sorgte schliesslich Special Edition (Torsten Mundry) im wichtigsten Flachrennen des Tages vor Vlavianus und der leicht enttäuschenden Pine Cone.
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