So soll in Ruswil eine neue Rennbahn entstehen

Über 60 verschiedene Landbesitzer müssen in Ruswil auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. 

Pius Galliker ist ein Visionär - und so heisst auch sein Werbebüro, welches er in Sursee, nahe von Ruswil betreibt. 

Wie kommt jemand wie Pius Galliker, der bis vor wenigen Monaten nichts mit Pferderennen am Hut hatte, auf die Idee eine Pferderennbahn bauen zu wollen? "Die Idee entstand aufgrund von Medienberichten über strukturelle Probleme der Pferdesport-Veranstaltungen in Luzern", erklärt Pius Galliker, wie alles begonnen hatte. Danach hat das Projekt eine gewisse Eigendynamik angenommen. 

Die Ruswiler seien grundsätzlich begeistert. "Ruswil ist ein Bauerndorf, es gibt keine Industrie, aber dafür viel Land. Dieses Projekt ist DIE Chance für die Region", erzählt Galliker, "der Gemeinderat hat grünes Licht zur Weiterverfolgung gegeben, ebenso das Kantonale Amt für Raum und Wirtschaft."

Doch es ist dennoch ein weiter Weg, denn das Rüediswiler Moos, auf welchem die Pferdesportanlage entstehen soll, ist derzeit in viele Parzellen aufgeteilt. "Insgesamt sind es 62 verschiedene Landbesitzer, teilweise inklusive Erbengemeinschaften. Es wird nicht ganz einfach, alle Interessen unter einen Hut zu bringen", räumt Pius Galliker ein.

Ende November wurden die Grundstückbesitzer offiziell über das Projekt orientiert, längst nicht alle zeigten sich gegenüber dem Vorhaben positiv eingestellt. Aber was nicht ist, soll noch werden. "Wir brauchen zudem ja nicht das ganze Areal, welches 400 Hektaren gross ist, sondern nur rund 40 bis 60 Hektaren", so Galliker. Diese Fläche muss allerdings zusammenhängend sein, erklärt der Initiant und fügt an, dass er gehört habe die Projekte zum Ausbau in Dielsdorf oder Frauenfeld seien nicht realisierbar. (Uns nimmt Wunder wer das sagt - Anm. der Redaktion)

"Hier in der Region stosse ich auf enormes Interesse, da könnte ein gewisser Gruppendruck entstehen", fügt Galliker an und schwärmt von den Millionen-Umsätzen, die mit einer PMU-Wette in der Deutschschweiz erzielt werden könnten.

Ziel sei es in Ruswil jedoch nicht, so viele Renntage wie in Avenches zu machen. 4 pro Jahr sollen es gemäss Projekt-Beschrieb sein.

Mit Avenches, insbesondere IENA-Macher Jean-Pierre Kratzer bestehe jedoch ein sehr guter Kontakt, betont Pius Galliker: "Herr Kratzer hat gesagt, er helfe uns in jeder Hinsicht bei unserem Projekt. Wir waren zweimal in Avenches und haben am 16.September 2006 unseren Verein Tirekt (Trägerverein für innovative Regionalprojekte) dort gegründet."

Jean-Pierre Kratzer selbst will das nicht so verstanden wissen: "Ich zeige allen, die sich dafür interessieren, die IENA-Anlage. Und als SPV-Präsident begrüsse ich jede Initiative für den Pferderennsport. Aber ich habe keine konkreten Kenntnisse über das Projekt und betone, dass ich nicht darin eingebunden bin."

Als einziges Gründungsmitglied dieses Vereins verfügt übrigens Jürg Seiler über Pferderennsport-Erfahrung.  

Sind das die neuen Hoffnungsträger des CH-Rennsports? Die Tirekt-Mitglieder am Gründungstag in Avenches: Jürg Seiler Mtgl. CH-Pferdesportverband & Gründungsmtgl, Andrea Dörig Finanzen/Administration, Stefan Krummenacher Vice-Präsident, Werner Kunz Bau- & Projektleitung, Andrea Kunz Gründungsmitglied, Angela Galliker Gründungsmitglied, Toni Galliker Präsident, Antoinette Galliker Gründungsmitglied, Pius Galliker Vorstandsmitglied & Projektleitung (Bild: PD, Beschriftung nach offizieller Medienmitteilung)

Wir alle sind natürlich sehr gespannt, was diese Truppe in Ruswil zustande bringt. Auch der Rennverein Luzern ist gespannt. Der Luzerner Rennvereinspräsident Peter Schneider sieht Ruswil nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung: "Das wäre ein absoluter Glücksfall für die Region und wir hätten sicher nichts dagegen! Aber einfach wird das nicht." 

Dies kann als Schluss-Satz gelten: Im Schweizer Rennsport hätte sicher niemand etwas dagegen. Ob tatsächlich dereinst in Ruswil Pferde um die Wette laufen und die PMU in die Deutschschweiz kommt, steht derzeit in weit entfernten Sternen. 

Zum Schluss noch etwas für ÖV-Reisende: Ein Trip von Zürich nach Ruswil dauert etwa so lange wie ein Fussballspiel - und wie Fussballer kommt man in den Genuss Bus zu fahren. Denn Ruswil verfügt über keinen Bahnanschluss...