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Vlavianus verblüfft mit ungeahnten Sprint-Qualitäten

Donnerstag, 12. Februar 2009 09:37

Vlavianus und Star Pattern für den Champion-Trainer - Rushing Dasher, Jullyannis und Loxley de Digeon für den Stall Allegra.

Schnee wohin das Auge reichte. So viel wie seit 1952 nicht mehr, wie Einheimische berichten. Der erste White Turf-Renntag 2009 an diesem 8.Februar war eine Gratwanderung. Finden die Rennen überhaupt statt? Die meistgestellte Frage. Das begann schon am Samstag, als einige Pferde erst mit Marathon-Reisen überhaupt ins Engadin gelangten. Nicht nur die Gäste mit weiten Anreise-Wegen sondern auch aus Zürich und Umgebung dauerte es unter Umständen doppelt oder gar dreimal so lang wie normal. Dies lag daran, dass der Julier bis Mitte Nachmittag gesperrt war, und der gesamte Engadin-Verkehr inklusive Ferienbeginner sich vor dem Autoverlad Vereina staute. Wer um ca 15 Uhr beim Vereina-Verlad sein wollte, durfte schon in Fideris "anstehen" - sage und schreibe 17 Kilometer vor Klosters. Einige warteten mit den Pferde 6 Stunden (!) und mehr.

Zwischenfall im ersten Trabrennen - Skikjöring abgesagt

Am Sonntag morgen dann eben die Frage, ob die Rennen stattfinden würden. In der Gegenseite gab es eine Passage an den Innen- und Aussenrails, wo das Geläuf "Wasser gezogen" hatte. Auch in den Bögen war das Geläuf tief.

Die Veranstalter wollten den Renntag unbedingt "durchziehen", unternahmen alles, um die Bahn praktikabel zu präsentieren. Dafür wurde mit den Pistenfahrzeuge die ganze Nacht durch gefahren, ausschliesslich auf der Bahn, nicht im Publikumsbereich...

Schliesslich hatten die Rennleitungen (Galopp und Trab) die undankbare Aufgabe, über die Durchführung des Renntages zu befinden - diese Entscheidung wurde ihnen vom Veranstalter nicht abgenommen.

"Der Entscheid die Rennen durchzuführen war sicher nicht einfach", erklärte Galopp-Rennleitungspräsident Peter Berner vor dem ersten Rennen (detaillierte schriftliche Stellungnahme siehe ganz unten!). Sein Trab-Kollege Rolf Zundel ging nach dem Renntag gar noch weiter. In einer Stellungnahme gegenüber horseracing.ch schrieb der Trab-Rennleitungs-Präsident: "Für die Rennleitung war ohne lange zu überlegen klar, es werden nur Rennen durchgeführt unter erschwerten Bedingungen. Aus meiner Sicht hätte vom Organisator der Renntag abgesagt werden müssen. Ich glaube hier wurde die allgemeine Lage und die der Bahnverhältnisse unterschätzt. Aufgrund von jahrelanger Erfahrung hätte das für den Organisator nicht schwer fallen sollen, denn als oberstes Gebot sollte Sicherheit für alle Beteiligten gross geschrieben sein. Leider kam es im 2. Rennen zu diesem Zwischenfall und wir alle können froh sein, dass nicht mehr passiert ist. Ich hoffe dass man daraus gelernt hat und  in Zukunft bestrebt sein wird, keine solchen Risiken einzugehen."

Der von Rolf Zundel angesprochene Zwischenfall im zweiten Rennen, als zum ersten (und damit auch schon letzten Mal) ein (Trab-)Feld die ganze Bahnrunde absolvierte, war in der Tat erschreckend. Obschon innen ausgesteckt worden war, sanken etliche Pferde, die eben innen getrabt waren, tief ein, kamen im besten Fall nur aus dem Rhythmus, zwei jedoch zu Fall. Nur durch viel Glück ist nichts Schlimmeres passiert. Da hatten die Aktiven, die Pferde und alle Verantwortlichen ein ganzes Heer von Schutzengeln.

Schon nach dem ersten Rennen, dem von 1100 Meter auf 800 Meter verkürzten Sprint, hatte es beim Ausgaloppieren nach dem Ziel einige Pferde gegeben, die im tiefen Schnee weit eingesunken und gestolpert waren.

Trainer Miro Weiss hatte deshalb den Titelverteidiger King George frühzeitig aus dem Skikjöring gestrichen, der andere "King" (Steel) war wegen der prekären Verhältnisse schon am Morgen als Nichtstarter erklärt worden. Schliesslich entschied die Rennleitung rund 20 Minuten vor dem geplanten Start, das Skikjöring abzusagen. Der einzig richtige Entscheid. Es hätte wohl sonst Tote geben können.

Im Nachhinein betrachtet, wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, den Renntag in Anbetracht der ausgesprochen schwierigen Situation frühzeitig (am Donnerstag, spätestens Freitag) abzusagen und in Anbetracht auch der erschwerten Anreisebedingungen die ganze Übung um eine Woche zu verschieben. Zumal St.Moritz ja extra ein Verschiebedatum hat - doch hört man hinter vorgehaltener Hand, dass bei Nichtdurchführung eines Renntages aufgrund der Kosten- und Sponsorenstruktur im Engadin lieber abgesagt als verschoben würde.

 

Vlavianus verblüfft als Sprinter

Ausser bei seinem Lebensdebüt als Zweijähriger (über 1300 Meter) war Vlavianus nur noch wenige Male über 1600 Meter angetreten. Doch seine Idealdistanz liegt noch etwas weiter. Weil nach dem Trab-Zwischenfall sämtliche Rennen über 800 Meter gelaufen wurden, durfte sich der Vertreter des Stalles Schachen im GP Guardaval Immobilien, der eigentlich über 1800 Meter als GP-Vorbereitung vorgesehen war, unverhofft einem Sprint-Test unterziehen. Und Miguel Lopez liess sich auf gar keine Spielchen ein, übernahm mit Vlavianus sofort die Spitze und dieser galoppierte seine Gegner überlegen aus den Schuhen - sieben Längen betrug der Vorsprung auf den Trainingsgefährten Collow im Ziel. Romantic Man eroberte mit 10 Längen Rückstand noch den dritten Platz. Mit Eiswind, Salattus und Pont des Arts waren drei Favoriten gar nicht erst zum Rennen angetreten.

Den ersten Tages- und Saisonsieg konnte Trainer Miro Weiss bereits zuvor feiern. Der in den Farben des Stalles Beliar laufende Star Pattern kämpfte mit dem Recke-Schützling Mister Minister um den Sieg, als dieser rund 100 Meter vor dem Ziel einen argen Schwenker machte und Star Pattern wie eine Billard-Kugel anstiess. So kam Mister Minister zwar als erster ins Ziel, wurde von der Rennleitung aber auf Rang zwei zurückversetzt. Robert Havlin hatte den als Jährling für rund 1.1 Millionen ersteigerten und in den Farben der Prinzessin Haya von Jordanien gelaufenen Seeking the Gold-Fuchs zu dessen erstem Karrieresieg pilotiert.

 

Grosser Tag für Stall Allegra mit 3 Siegen

Gleich dreimal durften die Mitbesitzer des Stall Allegra Racing Club zur Siegerehrung. Eine kaum schon je in der Geschichte der St.Moritzer Pferderennen dagewesene Konstellation. Eine Besitzergemeinschaft, die in den Sparten Trab und Galopp am gleichen Tag drei Rennen gewinnt.

Der Reigen ging schon im ersten Rennen los, als Natalie Friberg den von ihr selbst trainierten zweifachen 2008-St.Moritz-Sieger Rushing Dasher über 800 Meter zu einem sicheren eineinviertel-Längen-Sieg pilotierte und dabei Seneca Village und die englische Aussenseiterin Princess Rose Anne auf die Ehrenplätze verwies. Der Siebenjährige gewann damit beim vierten Schnee-Start sein drittes Rennen, nur im Sprint-GP am dritten Renntag 2009 wurde er knapp auf den Ehrenplatz verwiesen.

Eine halbe Stunde später doppelte Loxley de Digeon im kleineren Trabrennen nach. Als in der Gegenseite Gespann um Gespann buchstäblich stecken blieb, griff Claudia Koller mit dem Zehnjährigen aussen herum an, schloss im letzten Bogen zu Kilou du Val auf und liess diesen letzten Konkurrenten schliesslich auch noch stehen. Die lange führende Loving Horse, die als erste in der Gegenseite Probleme mit dem Geläuf bekam, holte sich tapfer noch den dritten Platz.

Den grossen Allegra-Triumph perfekt machten schliesslich im letzten Rennen die beiden Zwölfjährigen: Jullyannis und J'y Reste Voidéen, beide alles andere als Sprinter, liessen über 800 Meter einen Doppelsieg folgen. Claudia Koller steuerte den Schnee-König Jullyannis zu einem lockeren Volltreffer gegen den vom französischen Gast-Driver Richard-William Denéchère pilotierten J'y Reste Voidéen. Rang drei holte sich der mit Zulagen gestartete Joe de Ligny. Damit gewann Jullyannis beim 6. Schnee-Start zum 5. Mal, und beim 40. Start für Stall Allegra zum 10. Mal.  

Claudia Koller holte am dritten Renntag des Jahres ihre Fahrer- und Trainersiege Nummer vier und fünf. Der Stall Allegra Racing Club, der furios in seine Jubiläums-Saison (10.) gestartet ist, konnte im 2009 bereits 6 Treffer verbuchen.  

 

 

Stellungnahme von Galopp-Rennleitungspräsident Peter Berner

 "Die Abwicklung des ersten White Turf-Renntag spielte sich so ab:

  • Am Samstag, 7. Februar 2009, um 09.00 Uhr, bekam ich die ersten Telefonate, dass es in St. Moritz stark geschneit habe.
    Nach Abklärung im Internet stellte ich fest, dass der Julierpass und die Albulastrecke geschlossen sind ( offen Vereina mit Wartezeiten bis zu 4 Stunden ). Nach weiteren Telefonate habe ich mit dem Delegierten Galopp Schweiz entschieden, dass wir nach St.Moritz reisen ( Treffpunkt 13.30 Uhr Autobahnraststätte Heidiland ). Etwa 5 km vor der Raststätte bekam ich die Mitteilung, dass ev. der Julier um 15.00 Uhr aufgehen würde. Wir fuhren dann los und kamen kurz vor 15.00 Uhr in Bivio an und waren dann um 16.00 Uhr auf der Rennbahn in St. Moritz.
  • Die Rennbahnbesichtigung mit einem Armierungseisen dauerte ¾ Stunden. Anwesend bei dieser Besichtigung war Herr H. R. Schaffner, St. Moritz.
  • Nach dieser Besichtigung gab es eine Besprechung im Clubhaus des Seeclubs mit den Herren Anton Kräuliger / Rudolf Fopp / H.R. Schaffner / Otto Frei / Peter Berner. Es wurde folgendes beschlossen:
           - alle Rennen unter erschwerten Bedingungen
           - Rennen von 1100m auf 800m verkürzen (Verschieben der Startboxen nicht möglich)
           - Flachrennen 1600m und 1800m Start mit dem Band
           - Skikjöring fraglich ( Entscheid bei der Rennbahnabnahme am Sonntag )
  • Am Sonntag, 8 Februar 2009, Rennbahnabnahme um 9.00 Uhr mit dem Delegierten Suisse Trot und Bahnchef von St. Moritz. Da es in der Nacht nur etwa 2cm geschneit hat, war die Rennbahn in einem besseren Zustand ( gewisse Stellen waren zugefroren ).

    Die Entscheidung bei der Rennleitungssitzung war:
    - Wir halten uns an das Abgesprochene vom Samstag!!!!!
    - Um die Mittagszeit kam dann die Sonne womit ich den Delegierten Galopp Schweiz beauftragte, nach dem Trabrennen die ganze Bahn nochmals zu besichtigen(Skikjöring ).

Die Entscheide von der Rennleitung waren nach meiner Ansicht richtig, gegenüber Pferd / Besitzer / Trainer / White Turf / Sponsoren."

Peter Berner, Rennleitungspräsident   

 

 

 

 

 



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