Seit 2005 kommt Olivier Plaçais Sonntag für Sonntag in die Schweiz und feiert hier Sieg um Sieg. Der Treffer im St.Leger mit Ziking war sein 70. auf Schweizer Bahnen - ein Jubiläum, das nichtmal er selbst kannte.
In diesen etwas mehr als dreieinhalb Saisons hat Plaçais nahezu alle grossen Flach-Rennen gewonnen, die man in der Schweiz gewinnen kann. Die ihm anvertrauten Schweizer Pferde brachten Preisgelder von über 800'000 Franken nach Hause. Dies alles in weniger als vier Saisons.
Seine Frankreich-Bilanz ist ebenfalls interessant. Bei 3061 Ritten (!) resultierten bisher 206 Siege, 430 weitere Toto-Ränge sowie Preisgelder in Höhe von rund 7.5 Millionen Franken (!). 49 Mal ist Olivier Plaçais auf Gruppe-Ebene im Einsatz gewesen, fünf Gruppe-Rennen hat er gewonnen. Zudem elf Quinté-Rennen.
Grund genug, dem im Juli 24 Jahre jung gewordenen Jockey ein paar Fragen zu stellen.
Die Freude war riesig bei Olivier Plaçais nach dem Sieg mit Ziking (Foto: Ueli Wild)
Wer Olivier Plaçais kurz nach dem Sieg im St.Leger 2008 beobachtete, sah eine ganz besondere Freude.
Was war speziell für ihn?
"Wir waren nicht Favoriten, aber ich war überzeugt, dass wir es schaffen konnten. Vor allem aber wollte ich diesen Sieg unbedingt für Kurt Schafflützel, der heute nicht hier sein konnte."
Wie ist die Metamorphose Zikings vom Frontrunner zum Speed-Pferd verlaufen?
"Als Zweijähriger war er klar der Beste. Da wollten wir keine Risiken eingehen und liessen ihn einfach vorne marschieren. Das hat so gereicht. Über den Winter und im Frühling wurden dann aber stärkere Pferde gekauft und wir mussten die Taktik umstellen. Ziking hat ein paar Rennen gebraucht, bis er begriffen hatte, was ich von ihm wollte. Jetzt schläft er im hinteren Teil des Feldes und kann Kräfte sparen. So wie im St.Leger."
Wie verlief das St.Leger aus Ihrer Sicht?
"Das hohe Tempo kam uns nur entgegen. In der letzten Gegenseite begann ich aufzurücken. Ich habe gesehen, dass Floriana noch Gas hatte, Golan Knight nach dem zunächst forschen Tempo nicht mehr allzu viel. So habe ich um den Bogen noch gewartet. Als Ziking eingangs der Gerade immer noch sehr gut ging, wusste ich, dass es reichen würde."
Die grosse Frage, die sich im Hinblick auf die Zukunft stellt: Wie gut ist Ziking im Vergleich mit den älteren?
"Aus meiner Sicht ist er aktuell der Beste."
Sie meinen, er ist besser als Wassiljew und Pont des Arts, die in Baden-Baden auf Gruppe-III-Ebene das letzte Geld unter sich ausgemacht haben?
"Ja, das denke ich. Wenn ich auswählen darf, würde ich im Grand Prix LGT Jockey Club Ziking reiten. Die anderen sind natürlich auch stark, aber Ziking ist mein Favorit."
(Anm. der Redaktion: Olivier Plaçais ging davon aus, Ziking würde im Dielsdorfer 100'000er an den Start gehen - Trainer und Besitzer haben sich jedoch darauf geeinigt, Pont des Arts und Simplex auf der Heimbahn laufen zu lassen und Ziking erst später im Prix Marc Aurèl über die Meile in Avenches.
Und Glavalcour?
"Ein Wahnsinns-Pferd! Aber er spürt nun halt etwas das Alter - die Jungen sind stark."
Wie sehen Sie die Entwicklung von Pont des Arts?
"Er muss im Rennen noch ruhiger werden. Wie bei Ziking sind wir dran, ihn umzustellen und von hinten zu reiten. Noch muss ich mit ihm ganz hinten gehen. Sobald ein Pferd neben oder hinter ihm ist, beginnt er zu ziehen. Wenn er einmal begriffen hat, dass er auch hinter der Spitze relaxed galoppieren kann, ist er wieder so stark wie letztes Jahr als Dreijähriger. Davon bin ich überzeugt."
Bis auf welches Niveau kann er im Ausland bestehen?
"Ein Gruppe-Rennen zu gewinnen ist natürlich nie einfach. Aber er kann auf Gruppe-III-Ebene sicher unter die ersten drei laufen, wenn alles passt."
Besten Dank für das interessante Gespräch!
So schön jubelt Olivier Plaçais: Hier im Herbst 07 mit seinem "cheval de coeur" Glavalcour (uw)
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