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Mathias Sautjeau



Exklusiv: Galopp-Star Glavalcour beendet Karriere und wird Deckhengst in Serbien

Donnerstag, 19. Februar 2009 23:29

Er war über Jahre DER Publikumsliebling auf Schweizer Pferderennbahnen - jetzt ist die Rennkarriere des charismatischen Zöllig-Cracks wegen einer langwierigen Verletzung vorbei. In Serbien warten bereits Stuten auf ihn. 

Was hat dieser Hengst die Schweizer Turfisten fasziniert. Glavalcour brachte schlicht alles mit, was einen Star ausmacht. Er sah (und sieht immer noch) blendend aus, konnte über Jahre schneller galoppieren als die meisten Gegner aus hiesigen Trainingsquartieren und hatte auch manchmal Pech zu beklagen, so dass seine Fans so richtig schön mitleiden konnten - als hätte ein dramaturgisch hervorragender Drehbuchautor seine Rennkarriere inszeniert. 

So zum Beispiel im Derby auf der Frauenfelder Allmend, zu welchem Glavalcour im 2003 als grosser Favorit startete. Kurz nach dem Start wurde er von einem Konkurrenten angerempelt und musste angehalten werden. Sein damals ständiger Reiter Bruno Jollivet (der 8 Rennen mit ihm gewann) befürchtete, der Crack habe sich eine ernsthafte Verletzung zugezogen. Minuten später war alles wieder in Ordnung - und es sollte dies letztendlich das einzige von sieben Rennen der Saison 2003 sein, das Glavalcour nicht gewann.


"Wo bleiben denn die Gegner?" hiess es in Dielsdorf mehrmals... (Foto: Ueli Wild)

Was wäre gewesen, wenn seine Entourage mit Glavalcour in jenem Herbst 2003 nach dem St.Leger-Triumph und seinem ungemein beeindruckenden Sieg im Grand Prix LGT Jockey Club (überlegenen mit 7 Längen Vorsprung auf Standby Dancer, der Ende jenes Jahres mit 84.5 GAG eingestuft wurde...) einen Ausland-Start auf Gruppe-Ebene anvisiert hätte? Wir werden es nie wissen. In den Augen vieler war das der beste Glavalcour, den wir je gesehen hatten. Der Entscheid, ihm nach der Dreijährigen-Saison eine Pause zu geben war aber natürlich verständlich. Die Ausland-Starts in späteren Jahren waren leider nie von Erfolg gekrönt - weder in Baden-Baden (2 Mal) noch Lyon-Parilly fand sich Glavalcour zurecht. 

Vierjährig dann auch in der Schweiz eine gewisse Ernüchterung, Glavalcour gewann "nur" einmal. Am Pfingstmontag auf der Heimbahn seines Besitzers Paul Zöllig. Fünf-, sechs- und siebenjährig liess sich Glavalcour auf seiner Lieblingsbahn Dielsdorf im Frühling im Super Grand Prix BMW nie bezwingen und deklassierte seine Konkurrenz mehrmals richtiggehend. Im LGT Grand Prix Jockey Club im Herbst jedoch wollte kein Sieg mehr gelingen. Aber einige weitere in anderen Rennen kamen hinzu.

Bei jedem seiner Treffer ging das Publikum voll mit. In besonderer Erinnerung bleibt allen sicher der Sieg im Silberblauen Band von Zürich, am 7. Oktober 2007 am ersten Kids' Day. "Er ist eben doch der Beste", war der meistgehörte Ausspruch nach diesem Rennen - und Jockey Olivier Plaçais (der 12 Rennen mit Glavalcour gewann) freute sich mehr noch als sonst über den Erfolg.


Glavalcours letzter Sieg auf seiner Heim-/Lieblingsbahn - Jubel bei Olivier Plaçais (U.Wild)

Den letzten seiner insgesamt 21 Siege (bei 45 Starts; 8 weitere Podestplätze und klar über 300'000 Franken Gewinnsumme) erzielte Glavalcour am 6. April 2008 allerdings mit Mathias Sautjeau. Während Olivier Plaçais mit Pont des Arts mit dem zweitletzten Platz Vorlieb nehmen musste, gab Glavalcour trotz Höchstgewicht Salattus und Majofils das Nachsehen. Kaum jemand hätte gedacht, dass es das letzte Mal sein würde. Vier Monate später trug Glavalcour ebenfalls in Avenches letztmals Seide - mit Christian Hanotel lief er am 1. August in der Etappe des Défi du Galop ein tapferes Rennen, kam als 6. im Mittelfeld ins Ziel, konnte aber keine Akzente setzen.


Der letzte Sieg am 6.April 2008 mit Mathias Sautjeau... (Foto: Ueli Wild).


...und die letzte Siegerehrung: Glavalcour (M.Sautjeau), Trudi+Paul Zöllig (U.W.)

Nun also ist die grossartige, für Schweizer Verhältnisse absolut einmalige Rennkarriere von Glavalcour zu Ende. Der Glaïeul-Sohn, den Kurt Schafflützel als Zweijährigen nach zwei unplazierten Frankreich-Starts in die Schweiz geholt und hier einigen Besitzern angeboten hatte (den einen war er zu teuer - obschon der Preis im Nachhinein betrachtet sogar günstig war - andere hatten bereits einen Halbbruder in ihrem Besitz.), bis Paul Zöllig ihn dann kaufte. Der Thurgauer hatte seinerzeit schon mit Mykonos das Pferd seines Lebens erworben - zwei solche Ausnahmepferde besessen zu haben, erlebt nicht mancher im Rennsport.  

 

In Serbien warten bereits Stuten auf ihn

Der Grund für den Rückzug aus dem Rennsport ist eine Verletzung am Fesselträger an einem Hinterbein. "Lange wollte man mir gegenüber nicht mit der Wahrheit rausrücken", erklärte Besitzer Paul Zölllig, "es hiess immer, das komme bald wieder gut, und es gab grosse Tierarztrechnungen." Dem war leider nicht so, Glavalcour ging es nicht besser.  "Wir haben es dann noch mit einer Frischzellen-Therapie versucht", so Zöllig weiter, "aber nun habe ich mich entschlossen, Glavalcour aus dem Rennsport zu nehmen. Ich wollte ihm das nicht mehr antun, das hätte ja alles wieder Zeit gebraucht. Und er ist doch schon neunjährig."

Am Mittwoch hat Glavalcour seine Boxe im Trainingszentrum Dielsdorf für immer verlassen. Bei Bettina Lampert wird er nun "umgestellt" und für den Transport nach Serbien vorbereitet. Dorthin konnte ihn Paul Zöllig nämlich verkaufen. "Das hat sich zufällig so ergeben", erklärte Zöllig, "der neue Besitzer war am Sonntag hier zu Besuch und wir haben alles besiegelt."

In Serbien warten offenbar bereits 14 Stuten, die Glavalcour in den kommenden Wochen decken soll. 

Eines ist sicher: Glavalcour wird fehlen auf unseren Rennbahnen. Schade nur, dass die vielen Fans nicht die Chance hatten, sich gebührend von ihrem Star zu verabschieden.


Mit gespitzten Ohren vor einem Rennen in Frauenfeld: Glavalcour Superstar (U.Wild)

 

 

 

 

 



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