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Kurt Schafflützel



Trauer im Schweizer Rennsport: Trainer Kurt Schafflützel ist gestorben (UPDATED)

Samstag, 01. August 2009 13:25

fWie wir am Samstag auf dem Rennplatz in Avenches erfahren haben, ist Kurt Schafflützel in der Nacht nach dem Pont des Arts-Triumph seiner schweren Krankheit erlegen. 

In der Garderobe hatte Olivier Plaçais nach dem grossen Sieg mit Pont des Arts am 31. Juli 2009 in einer bewegende Hommage gegenüber "Jour du Galop" Trainer Kurt Schafflützel gewürdigt, der wegen seiner schweren Krankheit nicht in Avenches sein konnte: "Er war es, der mir Vertrauen geschenkt hatte, als niemand in Frankreich mehr an mich geglaubt hatte. Ich verdanke ihm sehr viel. Er kann stolz sein auf seine Arbeit und auf seinen Schützling!" 

So wie Pont des Arts hat auch Kurt Schafflützel gekämpft, doch er konnte seinen Kampf nicht gewinnen. In der Nacht auf Samstag 1.August ist Kurt Schafflützel, der letztes Jahr stolzer Grossvater geworden war, in seinem 68.Altersjahr zu Hause im Kreise seiner Angehörigen verstorben. 

Der Schweizer Galopprennsport verliert mit Kurt Schafflützel einen seiner erfolgreichsten Trainer. Am 29. Oktober 2006 durfte der ehemalige Schweizer Spitzen-Rennreiter seinen 1000. Trainersieg feiern - dies wurde (übrigens kurzfristig nach einem Hinweis von horseracing.ch) in einer Reportage (mit den Siegen Nummer 999 mit Pont des Arts im Critérium und 1000 dank Crosshaven - beide geritten von Olivier Plaçais) auch im Schweizer Fernsehen gewürdigt. 

 


Der Schweizer Rennsport verliert eine Persönlichkeit: Kurt Schafflützel (rechts) nach seinem 999. Sieg durch Pont des Arts (Olivier Plaçais) am 29.Oktober 2006 in Frauenfeld. 

 

Statt Ingenieur-Agronom "nur noch die Rennreiterei im Kopf"

Kurt Schafflützel hatte nach der Lehre zum Landwirt eine Ausbildung zum Ingenieur-Agronom auf dem Strickhof begonnen. Doch ein Rennreiterkurs in Paris brachte ihn quasi vom "Pfad der Tugend" ab. "Von da an hatte ich nur noch die Rennreiterei im Kopf" erinnerte sich Kurt Schafflützel anlässlich eines Stallrundganges.
Als Alternative machte der gebürtige Ostschweizer die Handelsschule - um mehr Zeit für die Rennen zu haben. Bei Aufhalten in Frankreich und Deutschland sowie bei den hiesigen Trainer-Koryphäen Fritz Rindlisbacher und Hans Woop lernte er nebenbei auch das Trainerhandwerk. 

Der Wechsel ins Trainermetier erfolgte 1987 nach 229 Reitersiegen (3 mal CH-Amateur-Champion, 1980 Fegentri-Weltmeister der Amateure), und zwar fulminant, gleich mit Rang zwei im Championat hinter Hans Woop. Ein Jahr später war mit 46 bereits der erste Champion-Titel Tatsache. Es folgte eine lange Erfolgsserie mit Championaten quasi im Abonnement, erst 1997 abgelöst durch Miro Weiss. 2003 war Kurt Schafflützel dann noch einmal Flach-Champion. Seine erfolgreichsten Saisons hatte er 1992 (387 Starts in der Schweiz, 70 Siege, 44 Flach und 26 Hindernis) sowie 1993 (75 Siege bei 452 Schweizer Starts, 53 Flach, 22 Hindernis). 

Weit über 10 Millionen Franken haben die Schützlinge von Kurt Schafflützel hereingaloppiert. Nach unseren Berechnungen (mit dem 1000. Sieg von Crosshaven als Grundstein) war Pont des Arts am 31.Juli 2009 der 1080. Sieg für Trainer Kurt Schafflützel. Nun wird der 29-jährige Andreas Schärer, der 13 Jahre für Kurt Schafflützel arbeitete, den Trainingsquartier weiterführen.

 

Viele vier- und zweibeinige Stars 

 

Bezeichnend war, dass Kurt Schafflützel überproportional viele vierbeinige Stars im Stall hatte. Pferde wie Rambourg, Katolème, Quincy Triplet, Histoire, Lord Alleged, Funambule oder später dann Minet Bleu, Nathalène oder Brother's Valcour - diese Namen kennt jeder Schweizer Turfist. Der grösste Publikumsliebling, der über Jahre die Schweizer Zuschauer begeisterte, war sicher Glavalcour. Als letzter Schaffützel-Star geht nun Pont des Arts in die Geschichte ein, den der Coach bei einem Besuch in Frankreich selbst entdeckte, als er im Quartier von Ronald Caget (wo übrigens auch Glavalcour seine ersten Monate als Rennpferd verbrachte) andere Pferde anschaute. Pont des Arts wurde an jenem Freitag 5. Mai 2006 gerade in den Transporter gebracht, um in Saint-Cloud sein erstes Rennen zu bestreiten (6. Platz in einem 10er-Feld, ein Rang hinter der nun von Karl Klein trainierten Priobella, viereinhalb Längen vor Hisolit, einem Sohn der ehemaligen Schafflützel-Inländer-Topstute Histoire; auch hier schliesst sich der Kreis). Der kurze Moment vor dem Transport hatte Kurt Schafflützel gereicht, die Klasse von Pont des Arts zu erkennen.

Klasse war Kurt Schafflützel auch im Sattel sehr wichtig. Er war es, der konsequent mit Profis aus Frankreich zu arbeiten begann. Der beste von allen war wohl der unvergessene Roger Duchêne. Nach dessen tragischem Unfall-Tod folgten Denis Leblond, 1989 dann der in der Schweiz ungemein erfolgreiche und allseits beliebte Bruno Jollivet, aber auch Philippe Coppin, Frédéric Grenet und Norbert Jeanpierre sind hierzulande allen im Rennsport ein Begriff. Die Entdeckung und der Aufbau von Olivier Plaçais, dem in den letzten Jahren erfolgreichesten Jockey auf Schweizer Bahnen, war auf dem Gebiet der Sattelkünstler der letzte Geniestreich von Kurt Schafflützel

 

 

Wir entbieten der Familie des Verstorbenen auch im Namen unserer Leser unser Beileid. 

Nach unseren Informationen findet keine öffentliche Abdankung und Beisetzung statt.

 

 



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