(mmo) Das Wichtigste gleich zu Beginn: Es wird weiterhin (respektive nach einem Jahr Unterbruch wieder) Pferderennen geben auf der Parkrennbahn und es können weiter Galopper trainiert werden in Dielsdorf. Die Anlage (bis auf die Bahnen) wird nach und nach saniert, derzeit wird eine neue Holzschnitzelbahn gebaut und bis im Frühling soll auch ein Cross-Parcours im Innenraum fertig sein.
So viel Positives hätte vor einem Jahr, als nach Beginn der Wirren um den noch immer in Untersuchungshaft sitzenden Ex-Präsidenten die Zukunft des RVZ unsicherer denn je war, kaum jemand für 12 Monate später als realistisch erachtet. Dass in knapp einer Stunde an der sehr gut (besser als die ausserordentliche GV!) besuchten Informationsveranstaltung in Watt-Regensdorf viel Zuversicht versprüht wurde, ist ein Gemeinschaftswerk von Initianten, die sich von Widerständen nicht aufhalten lassen, sondern im Gegenteil daran eher noch zu wachsen scheinen.
Über eine Neu-Ausrichtung mit Aufteilung der wichtigsten Aufgaben hatte der RVZ-Vorstand schon vor 9 Jahren in internen Strategie-Sitzungen intensiv beraten. Die nun präsentierte Lösung ist gar nicht weit von den damaligen Erkenntnissen weg - und doch sind Lichtjahre dazwischen. Denn was damals schlicht nicht zu realisieren war, weil sowohl Geld und externe Mitstreiter (im positiven Sinne) fehlten, ist nun zu einem lebensfähigen Ganzen gewachsen.
Grundidee hinter der Neuorganisation ist, dass der Rennverein Zürich als Miliz-Organisation keine Zukunft mehr hat. Dafür ist die Komplexität der (aktuellen und vor allem künftigen) Aufgaben zu gross, der angewachsene Schuldenberg ebenso. So gibt es neu drei Partner, welche die Hauptaufgaben unter sich aufteilen:
Was ändert sich nun in den nächsten Wochen und Monaten auf der Anlage? Nun, zunächst wird eine neue Holzschnitzelbahn rund um den Parkplatz erstellt - dort wo der (ganz) alte Trabring sich befindet. "Im Hinblick auf die Vorbereitung der Schneerennen ist es wichtig, dass gut trainiert werden kann", so Anton Kräuliger. Damit die Sicherheit von Pferden und Reitern gewährleistet ist, wird die Holzschnitzelbahn von Rails umgeben sein - diejenigen von Luzern sind gemäss Kräuliger verfügbar sein.
Dann geht es an die Renovation der alten Stallungen. Konkret betrifft dies den in "L-Form" gebauten Teil der Aussenboxen, in welchen derzeit Pferde der Trainer Josef Stadelmann und Natalie Friberg stehen. Dieser Teil soll komplett abgerissen und durch einen Neubau mit 19 Boxen ersetzt werden. Der ganze Bereich dort soll neu gestaltet werden, inklusive 11 Sand-Paddocks. In Regensdorf wurden Pläne präsentiert - angefertigt von Baumgartner Holzbau, welche bereits einen Teil der Boxen vor Jahren neu gemacht hatte (die nun per 1.1.2013 in den Besitz der Horsepark Zürich-Dielsdorf AG gehen). Mit Sicherheit eine schöne, funktionell durchdachte Anlage.
"Die Planung ist abgeschlossen, wir wissen genau, was wir bei der Baueingabe - noch in diesem Jahr - eingeben wollen", so Anton Kräuliger. Sobald die Baubewilligung vorliege, soll mit den Stallungen begonnen werden.
Parallel dazu entsteht im Innenraum der Rennbahn ein Cross-Parcours, der nach Möglichkeit im 2013 bereits erstmals benutzt werden soll. Die Trainingsbahn hat nochmal 140 Tonnen frischen Sand bekommen, die Drainage-Rohre sollen nochmal durchgespühlt werden - Unterhalt sei noch Sache des RVZ, die AG konzentriere sich auf die Zukunft, so Kräuliger.
In einem weiteren Schritt soll eine neue Reithalle gebaut werden. "Die alte ist baufällig. Wir möchten eine grosse Halle, 30 auf 60 Meter, mit einer VIP Zone mit Sicht direkt auf die Rennbahn", erklärte Anton Kräuliger, der das gesamte Investitions-Volumen des Projekts auf drei bis vier Millionen veranschlagte. Falls man neue Bahnen wolle, würde dies nochmal 10 Millionen Franken benötigen. "Da warte ich gerne auf die Verbände, falls die das überhaupt wollen."
In mehreren Voten machten die verschiedenen Redner ihrem Unmut Luft, dass aus dem Westen keine Hilfe für das neue Projekt kam, sondern dass im Gegenteil die SPV-Spitze (von der am Dienstag nur Galopp Schweiz-Präsident Köbi Broger anwesend war) den Initianten Steine in den Weg gelegt habe. "Der Präsident SPV spricht nicht mit mir. 20 Mails habe ich ihm in diesem Jahr geschrieben. Ich wollte unser Konzept vorstellen. Aber er geht mir aus dem Weg", klagte Silvio Staub. Anton Kräuliger seinerseits fand es seltsam, dass am Abschluss-Abend in Avenches am vergangenen Samstag, 24.11.2012, das Wort "Zürich" mit keiner Silbe erwähnt worden sei, als von der Zukunft des Rennsports die Rede gewesen sei. "Dabei bin ich überzeugt, dass es ohne Zürich langfristig keine Besitzer mehr gibt. Und ich bin der festen Überzeugung, dass es Zürich braucht. Die Premium-Rennen sind eine tolle Sache, die ich voll unterstütze. Doch die Besitzer wollen auch mal an einem Sonntag Rennen sehen", so Kräuliger.
Galopp Schweiz-Präsident Jakob Broger gratulierte den Initianten und zeigte sich froh, dass sie sich nicht haben beirren lassen. "Ohne Dielsdorf gäbe es in absehbarer Zeit keinen Galopprennsport mehr in der Schweiz. Ich bin zudem froh, dass auch der Hindernissort in Dielsdorf einen Platz haben", so Broger, der mit den Worten schloss: "Geht Euren Weg weiter!"
Marc Hunziker, in den letzten Jahren die grosse treibende Kraft im RVZ-Vorstand, drückte seine Freude über den erreichten Schulterschluss wie folgt aus: "Für diesen Moment, dass wir nun hier jetzt stehen, kämpfe ich seit über 10 Jahren. Das ist eine neue Ära, keine Eintagesfliege. Uns hält nichts mehr auf, das verspreche ich Ihnen!"
Hunziker und Hans-Peter Ess, zwei aus dem ehemaligen "RVZ-Triumvirat" vor der Ära Gloor, ist es hoch anzurechnen, dass sie sich nochmal mit voller Kraft für den RZV eingesetzt haben. Den wenig glorreichen Umweg hätte es für den RVZ und den Rennsport mit Sicherheit nicht gebraucht (auch wenn daraus das Loch in der RVZ-Kasse offenbar um einen namhaften Betrag kleiner geworden ist und der Ex-Präsident ja auch noch gewisse Umbau-Arbeiten auf der Rennbahn bezahlt hatte). Doch nun gilt es vorwärts zu schauen.
Zum Schluss sei dem Schreibenden noch eine Bemerkung zum Begriff "miteinander" erlaubt. In Dielsdorf ist, so der an diesem Abend entstehende Eindruck, etwas am Entstehen, dessen Stärke die (zum Teil grund-)verschiedenen Partner und ihr gemeinsames Wirken auf ein Ziel hin ausmacht. Ein miteinander, was im Schweizer Pferderennsport seit ein paar Jahren leider viel zu wenig der Fall ist. Miteinander, so wie der Schreibende es versteht, heisst nicht, dass alle sich der Meinung des Stärksten "im Umzug" anschliessen. Miteinander muss vor allem auch heissen, dass gemeinsam nach Lösungen für den gesamten Sport gesucht werden - wenn nötig auch in harten, aber immer fairen Diskussionen.
In Sachen RVZ gibt es Anfang März mehr Informationen: Am Freitag, 1.März 2013, findet die Generalversammlung statt, die ordentliche.
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