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Vancouver Keryvon



Über Sinn und Unsinn der Trab-Ausschreibungen in der Schweiz

Mittwoch, 11. November 2015 17:38

Ein Kommentar von Markus Monstein aus aktuellem Anlass. Wer mit allem einverstanden ist, was die starken Herren bei Suisse Trot tun (oder eben nicht tun), soll am besten gar nicht weiter lesen. Alle anderen sind herzlich eingeladen, mitzudenken und allenfalls mitzuhelfen.

Ein Kommentar von Markus Monstein

 

Wer Rennpferde hat, bringt diesen Virus kaum mehr los. Es gibt Leute, die denken, man müsse ein wenig verrückt sein. Nun, ich bin versucht ein Bonmot wie folgt abzuändern: Man muss nicht verrückt sein, aber es hilft ungemein. 

 

Es braucht Zeit, Geduld und nicht zuletzt einige finanzielle Mittel. In den letzten Jahren hat sich die Situation bei den Trabern hierzulande deutlich verbessert. Keine Frage. Dies ist das Verdienst von JPK und seiner Crew. Die verschiedenen Deals mit den Franzosen sind clever eingefädelt, teils waren sie visionär oder auch revolutionär. 

 

Doch wir (oder korrekter formuliert: ich) habe(n) es immer wieder geschrieben: Es gibt nicht nur die Trotteurs Français und Doppelbürger (F-CH) in der Schweiz. Es gibt noch reine Inländer und eine immer grösser Gruppe von anderen Ausländern, wobei ich damit alle anderen ausser TF oder Inländer meine.

 

Natürlich ist es logisch, dass am meisten Geld für die TF zur Verfügung steht, wenn ein so grosser Batzen jedes Jahr aus Frankreich nach Avenches fliesst, explizit für die Finanzierung von TF-Rennen (damit wir Schweizer die Überproduktion der französischen Zucht abzubauen helfen).

Es sollte aber erwartet werden dürfen, dass auch die "Ausländer" und Inländer ein valables Programm mit vernünftigen Startmöglichkeiten alle 2 bis 3 Wochen haben.

 

Prozentual fast doppelt so viele TF-Rennen in Avenches von August bis November wie von März bis Juli

 

Dafür müssten vor allem die TF-Rennen innerhalb eines Jahres zeitlich besser verteilt werden. Ich habe anhand der Ausschreibungen 2015 die Probe aufs Exempel gemacht:

Von Ende Februar bis Ende Juli wurden 2015 in Avenches 113 Rennen ausgeschrieben, 20 davon waren für TF reserviert (rund 18%), 12 für Inländer (10.5%). Von August bis Ende November war der Anteil an TF-Rennen fast doppelt so hoch: 78 Rennen total ausgeschrieben in Avenches, 27 (also 34.5% für TF!), 9 für Inländer (11.5).

 

So kommt es zu absurden Situationen, dass Traber der Rasse TF innert Wochenfrist x-fach laufen könnten, während "Ausländer" oder auch Inländer (in ihrem eigenen Land!) kaum oder gar keine Startmöglichkeiten haben.

 

 

Ein TF mit 4 oder gar 6 Startmöglichkeiten innert 2 Wochen, ein "Ausländer" nur mit einer einzigen (schlechten)

Ein persönliches Beispiel dazu: Vancouver Keryvon, unser TF aus dem Stall Allegra, hat mit seinem Gewinn von rund 100'000 Franken an den 3 Renntagen vom 14. November bis zum 28. November gemäss den Ausschreibungen 4 Startmöglichkeiten (theoretisch sogar noch 2 mehr, aber dies wäre gegen die Elite).

Demgegenüber hat Rebus, der in Dänemark geboren ist, mit einer Gewinnsumme von rund 75'000 Franken mehr, vom 31. Oktober (dem Tag an dem er gewonnen hat) bis Ende Saison noch genau eine einzige Startmöglichkeit: Das Champions Race gegen die Cracks.

 

Nun kam heute Mittwoch die Mitteilung aus Avenches, dass im TF-Topf noch zu viel Geld sei. Deshalb wurden 4 Rennen höher dotiert (um insgesamt 10'000 Franken). So weit so schön. Mehr Preisgeld ist immer gut. Doch warum so kurzfristig? Für zwei der aufdotierten Rennen, die am kommenden Samstag, 14. November 2015, gelaufen werden, war bereits vor der Ankündigung von Suisse Trot heute Morgen Starterangabe... Wer weiss, vielleicht hätte sich die eine oder andere Entourage anders entschieden, hätte sie von der höheren Dotierung gewusst.

 

Und es kommt noch besser. Es gibt am letzten Renntag nun noch ein neues Rennen für TF: Ein 12'000er für Gewinnsummen bis 105'000 Franken. Aus persönlicher Sicht müsste mich dies freuen, denn Vancouver Keryvon bekommt damit unverhofft noch eine zusätzliche Startmöglichkeit oben drauf, eine ideale noch dazu. Doch mehr als einmal pro Tag kann er ja nicht laufen.

 

Wer weiss, vielleicht kommt das ja noch: Zwei Rennen am gleichen Tag, mit Vorläufen und Finals. Das würde helfen, gegen den auch bei den Trabern zum Teil herrschenden Startermangel...

 

 

Zweifelhafte Schnee-Ausschreibungen

Auch die Schnee-Ausschreibungen 2016 für die Traber sind nun verschickt worden. Doch leider wurde die Gelegenheit einmal mehr verpasst, Fehler aus der Vergangenheit auszumerzen. So bleibt es am dritten Sonntag in St.Moritz dabei, dass das verbliebene einzige Trabrennen mit nur einem Zulage-Band ausgeschrieben ist. Ab 250'000 Franken gibt es 25 Meter Zulage. Das ist für Pferde mit einer Gewinnsumme bis 50'000 oder 60'000 Franken schlicht nicht interessant (weil sie so unter normalen Umständen praktisch chancenlos sind).

 

Noch dümmer ist es im 2016 in St.Moritz für Pferde mit einer Gewinnsumme von sagen wir 65'000 Franken (wie z.B. die Schneespezialistin Ramona Lap mit knapp 62'000 Franken). Denn am ersten Sonntag in St.Moritz ist das kleinere Rennen für Pferde bis 60'000 Franken - und das grosse Rennen für solche ab 80'000 Franken. Wer zwischen 60'000 und 80'000 Franken Gewinn hat, kann also am ersten St.Moritzer Renntag gar nicht laufen...

 

Denis Roux, dem Ausschreibungsverantwortlichen von Suisse Trot, hatte ich im Vorfeld eine lange Liste mit Inputs zukommen lassen. Inklusive einem sehr guten Vorschlag von Heiner Bracher, wie man die Sache mit dem PMU-Rennen am 3. St.Moritzer lösen könnte (mit einem "Doppelband", bei welchem TG und GA oder Schnee-Gewinnsumme im 2016 als Kriterien gelten, so dass ein auf Schnee zuvor erfolgreicher Kandidat zusätzlich zur TG-Position noch weitere 25 Meter "kassieren" kann). Doch dies alles fand bei der Trainerkommission (gefragt sind in dieser Kommission nur die grossen Quartiere - und von denen bereitet kaum mehr jemand Schnee-Pferde vor, somit interessieren diese Ausschreibungen nur marginal) und auch beim Vorstand Suisse Trot offenbar keinen Anklang. 

 

Nicht so schlimm, weil ja sowieso nur wenige Traber auf Schnee laufen? Wer so denkt, macht die Rechnung ohne die Veranstalter und die Sponsoren. Arosa braucht die Traber, die Hälfte der Rennen im Schanfigg sind für Traber. Doch Hand aufs Herz, wer nimmt wegen zwei Starts die ganze Schnee-Vorbereitung in Kauf? Deshalb ist es wichtig, dass auch Pferde mit kleineren Gewinnsummen in St.Moritz eine Chance haben.  

 

 

Fazit: Ein Verband braucht eine Strategie. Die hat Suisse Trot. Die konsequente Ausrichtung auf Frankreich hat dem Trabrennsport in der Schweiz viel gebracht. Doch auch die Suisse Trot-Mitglieder, die nicht (oder nicht nur) Trotteurs Français besitzen, haben auf operativer Ebene ein Recht darauf, dass ihre Anliegen von Suisse Trot ernst genommen und ihre Interessen vertreten werden.
 

 



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