Was es an der EM mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht geben wird, ist am Sonntag in Frauenfeld Tatsache: Frankreich gegen Schweiz und mit Wise Man ein Deutscher Schiedsrichter...
Die 28. Auflage des Davidoff Swiss-Derby in Frauenfeld ist so stark besetzt wie noch nie, das darf mit Fug und Recht behauptet werden.
Zwar gab es immer wieder einzelne hochklassige Pferde - wie Mongol Warrior (Gruppe-II-Sieger in München drei Wochen vor dem Derby) Derby-Sieger 1996, oder Solon, der im Herbst nach seinem Derby-Sieg 1995 gar auf Gruppe-I-Ebene in Köln gewonnen hatte. In diesen Kreis der absoluten Top-Klasse gehört natürlich auch der Baumgartner-Schimmel Badolato, der 1993 zwei Wochen nach seinem 6. Platz im französischen Derby in Frauenfeld allerdings "nur" Rang drei belegte.
Doch eine Massierung von Pferden mit Handicap-Marken von umgerechnet um 85 Kilo hat es noch nie gegeben. Von den elf Startern haben nur gerade 4 Pferde keine Marke von 82 oder mehr - darunter sind aber auch Wise Man und Anacarde die beiden Listed-Sieger im Feld, deren Handicap-Marken noch gar nicht publiziert wurden...
Wir haben Handicapper Herbert Wohlgensinger gefragt und er hat dank seinen Beziehungen in Frankreich die Einschätzungen für die beiden herausgefunden: "Die Leistung von Wise Man im Prix Policeman war 90 Kilo wert, die Top-Leistung von Anacarde 89.5 Kilo."
Somit führen diese beiden Kandidaten das Feld klassemässig wenig überraschend an. Hingegen überrascht, dass Anacarde tiefer eingestuft wurde als Wise Man - beim einzigen Aufeinandertreffen der beiden war Anacarde Mitte März als Sieger 3.5 Längen vor Wise Man, der 2 Kilo mehr trug.
Wie auch immer, klassemässig führt der Sieg über diese beiden Pferde. Doch hat Wise Man drei Monate kein Rennen mehr bestritten und Anacarde hat zuletzt einen Abschiffer (allerdings auf Gruppe-II-Niveau) vorzuweisen, ganze 17 Längen hinter dem Sieger Democrate, der mit 94.5 Kilo eingestuft ist.
Hinter den beiden Klasse-Favoriten ist ein Quartett sozusagen auf der Lauer. Mit 86.5 Kilo ist Major d'Hélène eingestuft, der im Frühjahrspreis unglücklich geritten wurde und nun mit Thierry Thulliez seinen gewohnten Reiter aus Frankreich im Sattel hat. Die Distanz ist für ihn kein Problem, wie er mit einem Sieg über 2400 Meter auf tiefem Boden in Maisons-Laffitte bewiesen hat.
Mit 86 Kilo folgt Bachelor Boy dicht auf - die beiden sind tatsächlich leistungsmässig nahe beieinander. Mit erst vier Starts ist der Pelletan-Schützling der zweiunerfahrenste im Feld.
Mit 85 Kilo wurde Bellamy Prince nach dem Frühjahrspreis deutlich höher eingestuft. In Frankreich war der Scotton-Schützling vor dem Frauenfelder Derby-Test mit 77.5 bewertet. Das Derby wird zeigen müssen, welche Einschätzung richtiger ist.
Schliesslich ist mit 84.5 auch Music House nicht weit weg. Die Scheich Mohammed-Stute hat für den dritten Platz im Derby du Midi gleich eine um 3 Kilo höhere Einstufung bekommen.
Von den anderen fünf Kandidaten sind auf dem Papier Darabani und Golan Knight die stärksten. Der Vertreter von Paul Zöllig könnte (und müsste) gefördert antreten. Siegchancen sind allerdings für beide in Anbetracht der starken Gegner nur sehr begrenzt auszumachen.
Für Ziking und Cape Town müsste sehr vieles passen (und gleichzeitig für die meisten Gegner nicht) und Argoo muss auf ein Wunder hoffen in diesem Feld.
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