Dass nach dem Davidoff 29. Swiss Derby die Marseillaise gespielt werden würde, war keine Überraschung - es war bereits zum 21. Mal, also nur 8 Mal überhaupt kam der Sieger des Schweizer Derby aus einem anderen Quartier als einem französischen. Diesmal hiess der Toto-Favorit Grandcamp, ein bereits auf Gruppe-II-Ebene erfolgreicher Schimmel, der erstmals die Farben des ehemaligen Schweizer Rennreiters Martin Gloor trug. Doch es war am Ende nun nicht der Favorit, sondern die zweite Vertreterin des Landes der Tricolore, welche triumphierte: Dubai Rose aus dem Quartier von Trainer-Fuchs Henri-Alex Pantall, der die Verhältnisse einmal mehr goldrichtig einschätzte, die (neben dem sich hervorragend verkaufenden Azaro) wohl einzige echte Steherin im Feld liess ihren Gegnern von der Spitze aus letztlich keine Sieg-Chance.
Werfen wir einen Blick zurück, wie es überhaupt zum erst zweiten Stuten-Sieg in der Geschichte des Schweizer Derbys kommen konnte, dem ersten seit sage und schreibe 26 Jahren.
Es gab natürlich (wie bei jedem Rennen) unzählige Einflussfaktoren. Einige der wichtigsten, versuchen wir hier zu skizzieren: Da waren zunächst mal die Einkäufe, welche im Hinblick auf das Derby getätigt wurden. Anders als in früheren Jahren übten sich die meisten Schweizer Quartiere in Zurückhaltung. Die einzigen Zukäufe, die unmittelbar im Zusammenhang mit dem Derby erfolgen, betrafen Nizamabad und Saphir Béré - die schliesslich die Plätze zwei und drei belegten. Beides ohne Zweifel für Schweizer Verhältnisse gute bis sehr gute Pferde, die ihren Weg machen werden. Doch für den Sieg reichte es trotz allem nicht.
In der Woche vor dem Derby wurde dann Grandcamp (welcher ursprünglich eine Nennung hatte, dann aber gestrichen worden war) nachgenannt, der ebenfalls Schweizer Interessen vertrat, aber in Frankreich trainiert wird. Allen war klar, dass der Schimmel in Top-Form nicht zu schlagen sein würde. Doch wie gross waren die Chancen, dass Grandcamp "in Form" am Start sein würde? Von aussen gesehen nicht wirklich zu beurteilen. Doch es gab Anzeichen, die dagegen sprachen (wir hatten in unserer Derby-Vorschau darauf hingewiesen). Das letzte Rennen, in welchem Grandcamp seinen Gruppe-II-Sieg auf gleicher Ebene zu bestätigen versuchte, wo ein letzter Platz resultierte. Klar, auf Gruppe-II-Ebene wäre so mancher Swiss Derby-Sieger wohl auch letzter geworden. Aber so sang- und klanglos wie Grandcamp dieses Resultat erdulden musste? Ein Atemproblem soll es gewesen sein, wie wir erfahren haben. Es war (Anfang Mai) das letzte Rennen vor dem Derby. So wie Grandcamp sich beim Aufgalopp vor dem Derby in Frauenfeld präsentierte, war die Luft kaum sein einziges Problem - wenn bei einer Galoppade manchmal der Vergleich mit einem "Osterhasen" bemüht wird, so wäre dies in diesem Fall eine Beleidigung für jeden Vertreter dieser Gattung gewesen. Der Toto-Favorit galoppierte ausgesprochen kurz und wirkte steif. Im Rennen galoppierte er nie auch nur annähernd wie ein Gruppe-Pferd und hatte in der Zielgeraden keine Chance, hatte Glück, dass Auenwunder noch schwächer lief (wofür ihre Entourage absolut keine Erklärung hatte), sonst wäre er gar ohne Geldgewinn nach Hause gegangen. Eine Vorstellung, die so unmöglich stimmen konnte.
Dies alles soll die Leistung von Dubai Rose keineswegs schmälern. Sie nutzte mit Fabrice Veron die Gunst der Stunde resolut. Von der Spitze aus beschleunigte sie in der falschen Geraden nochmal, brachte damit ihre Gegner in Verlegenheit und stand das Ganze bis ins Ziel problemlos, ja sogar leicht durch. Der Pfleger der frischen Derby-Siegerin, übrigens eine wunderschöne, kräftige Stute, hatte neben dem Stehvermögen eine einfache Erklärung: Dubai Rose habe schon Klasse, doch sie sei in den Rennen nicht immer bereit zu kämpfen - darum habe man es mit Scheuklappen versucht, und damit gehe sie viel, viel besser. Gesagt, getan!
(Aus diesem Grund haben wir übrigens schon mehrmals angeregt, man möge doch in den Rennprogrammen/Startlisten - wie z.B. im Paris Turf - jeweils darauf hinweisen, wenn ein Pferd erstmals mit Scheuklappen läuft. Dies gehe aus technischen Gründen nicht, wurde uns aus Avenches beschieden).
Zum Schluss wollen wir den Hinweis auf die (hufproblem-bedingte) Abwesenheit von Maintop nicht vergessen. Der auf helvetischen Bahnen immer noch ungeschlagene Dominator des Schweizer Derby-Jahrgangs hätte unseres Erachtens mit Dubai Rose um den Sieg gekämpft - mit leider für immer ungewissem Ausgang.
Nach den Rennen erlebten einige Funktionäre den einen oder anderen bangen Moment. Bei der Autobahn-Brücke, unmittelbar beim Hotel Domizil hinter der Jockey-Bar, fand eine Alkohol-Kontrolle statt. Nicht durch den SPV (der übrigens bei den Aktiven inzwischen auch Drogen-Tests durchführen könnte, dies aber noch nie getan hat), sondern durch die Polizei...
Ein uns namentlich bekannter Startboxen-Helfer dachte, jetzt sei er das "Billet" definitiv los. Doch das Gerät zeigte nur 0.2 Promille, sehr zur Freude des Blasenden... Andere Rennsport-Persönlichkeiten hatten diesbezüglich weniger Glück.
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