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Pont des Arts mit BMW-Rekord, aber langsamer als Proudly Presence? Dielsdorf-Nachlese 26.April 2009

Freitag, 01. Mai 2009 10:16

Der BMW-Renntag vom 26. April 2009 sorgte für viel Gesprächsstoff - Positiven, aber leider auch viel Negativen (Kommentar von Markus Monstein)

Das Positive, die überragende Leistung von Pont des Arts, überstrahlt (fast) alles. Als nächsten Fixpunkt hat seine Entourage nun wie gemeldet Compiègne ausgesucht, genauer den Grand Prix de Compiègne am 30. Juni 2009, ein mit 60'000 EUR dotiertes Listed-Rennen über 2000 Meter, die 5. Etappe des Défi du Galop. Auf diesen Dienstag im Juni fiebert die Turf-Schweiz nun also hin. 

So weit so gut. Die Frage, die sich sofort stellte: Wie schnell war denn die Zeit, die Pont des Arts im BMW gelaufen ist? Wer am selben Tag die Zeiten verglich, musste feststellen, dass Proudly Presence im Handicap 3 eine halbe Stunde zuvor eine halbe Sekunde schneller gelaufen sein soll (2:25,4 gegenüber 2:25,9)...
Ich habe mich der Sache angenommen und anhand unserer Filmaufnahmen die Zeiten der beiden Rennen ermittelt: Proudly Presence lief nach unseren Messungen eine Zeit um 2:30 - Pont des Arts kommt hingegen näher an 2:25 als an 2:26 heran. Wir würden demnach sogar soweit gehen zu behaupten, Pont des Arts sei schneller gelaufen als die 2:25,7 von Brother's Valcour 2003, welche BMW-Rekord bedeuten. Nur, die offizielle Zeit ist und bleibt 2:25,9 - ausser Galopp Schweiz würde Anhand von Filmaufnahmen eine Nachmessung durchführen lassen...

Doch da gibt es definitiv weit grössere Probleme zu lösen im Schweizer Rennsport. Soviel steht fest. Und da sind wir schon beim nächsten Thema. Im und nach dem ersten Rennen spielte sich ein Skandal tiefster Klasse ab - von den meisten unbemerkt (inklusive Rennleitung und Rennleitungstierarzt). Duc Martin gab mit 13 Jahren ein nach Ansicht vieler völlig unnötiges Comeback. Er, der in seiner Karriere schon mindestens vier lange Verletzungspausen hinter sich hatte. Er, der seit Ende August 2008 viermal zum Nichtstarter erklärt worden war, musste nun also nochmal ran. Und es passierte das früher oder später Unvermeidliche: Duc Martin galoppierte schon mitten im Rennen nicht mehr sauber, kämpfte aber weiter und holte sich sogar noch das 3. Geld.
Als die Pferde von der Bahn kamen, war sein Reiter bereits abgestiegen. Duc Martin ging lahm. Und was taten die Offiziellen? Die Rennleitung sah dies gar nicht, weil sie in corpore ihren Platz auf der Tribüne verlassen und sich ins Rennleitungsbüro im unteren Teil der Tribüne begeben hatten. Als ich sie darauf aufmerksam machte, wollte niemand etwas davon wissen.
Weiter ging es im Text. Wenigstens der Rennleitungstierarzt im Führring musste doch einschreiten, oder wenigstens Notiz nehmen vom humpelnden Duc Martin. Doch er war gerade dabei, einen neuen Traber fürs nächste Rennen zu identifizieren. Von mir darauf angesprochen, er möge sich doch umdrehen und den inzwischen abgesattelten Duc Martin begutachten, winkte er ab und identifizierte weiter...
Das System funktioniert nicht, jedenfalls nicht wie es sollte. Und niemand ist verantwortlich. Der Präsident Galopp Schweiz sagte mir, er habe in Fehraltorf auf die Besitzerin von Duc Martin eingeredet und ihr erklärt, sie stehe im Fokus und solle Duc Martin doch nicht mehr oder nur auf weichem Boden laufen lassen. 
Offizielle Stellen können oder wollen offenbar nichts unternehmen, wenn wie im aktuellen Fall ein Attest von einem (Privat-)Tierarzt vorliegt, das Pferd sei "gesund" und "renntauglich".

Um sämtlichen, sicher jetzt auftretenden Mahnern, gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, die lieber die Augen verschliessen und die Publikation solcher Fakten als Nestbeschmutzung und schädlich für den Rennsport bezeichnen: Ich bin felsenfest überzeugt, dass der Rennsport solches Tun mit allen Mitteln bekämpfen muss. Leute, die ein in seiner Karriere schon x-fach schwer verletztes Pferd, nochmal in ein Rennen schicken und weitere Verletzungen in Kauf nehmen (inklusive Gefährdung anderer Pferde und Reiter!), schaden dem Rennsport. Und der Rennsport schadet sich selbst, wenn er keine Mittel findet solches zu unterbinden oder zumindest zu bestrafen. Im vorliegenden Fall steht letztlich aber nichtmal etwas im Rennprotokoll (anders als z.B. in Deutschland, wo sogar jedes "Nasenbluten" registriert und offiziell vermerkt wird), so dass der SPV wohl auch keine Untersuchung einleiten kann (und will...). Wenn wir so weiter machen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn der Rennsport weiter negativ in den Medien erscheint.
Wenn das System schon (noch?) nicht funktioniert (seit dem Fall Nathalène im Herbst 2007 ist diesbezüglich nichts geschehen), müssen zwingend Besitzer und insbesondere die Trainer ihre Verantwortung wahrnehmen. Der blanke Hohn ist zudem, wenn nun wie im Fall Duc Martin, am Tag nach der Verletzung der Trainer eine Nennung für ein zwei Wochen später stattfindendes Rennen abgibt - wie um der ganzen Welt zu zeigen, dass alles in Ordnung sei... 

Bleibt zu hoffen, dass Duc Martin nun definitiv das Reitpferd seiner Besitzerin wird, die - das ist ja das schier Unglaubliche - offenbar sehr an ihm hängt. Die ersten 1152 Franken an seine Pflegekosten hat der alte Kämpfer ja nun in seinem (hoffentlich) letzten Rennen verdient. 

Markus Monstein

 

P.S. Bezüglich (Galopp-)Rennleitung sei mir noch folgende Bemerkung erlaubt: Dass dies mit Sicherheit einer der schwierigsten Jobs auf der Rennbahn ist, ist mir völlig klar. Doch es kann nicht sein, dass die Hauptaufgabe - so wird es von vielen wahrgenommen - überspitzt formuliert darin besteht, zu zählen wie oft ein Reiter seine Peitsche verwendet (um dann Sanktionen zu verhängen). Schon ein simpler Fall von Nichtwahrnehmens der Chance oder ausgesprochen passiver Reitweise (so geschehen im Dielsdorfer Sprint-Rennen - und überlegen wir doch mal, wann es zuletzt eine solche Untersuchung in der Schweiz gegeben hat?) ist leider kein Thema, was aus Sicht der Wetter schlicht eine Katastrophe ist. Hier wäre vielleicht Weiterbildung im oder aus dem Ausland hilfreich. Konstruktiv gemeint. 



6 Kommentare
Peter Kopalek aus Dielsdorf schreibt am 01.05.2009 12:03 Uhr
Na ja, das passiert immer wieder, dass nicht renntaugliche Pferde an Rennen teilnehmen, sei es Vesuliene, Nathalene oder jetzt Duc Martin. Wäre es so schwierig, für sie ein Platz als Reitpferd zu finden oder sogar in die Zucht zu schicken? Da denke ich natürlich an die Stuten...Wenn die Pferde schon im Training lahm gehen, wie soll es dann im Rennen aussehen? Und was denken sich die Trainer dabei? Das will ich ehrlich gesagt gar nicht wissen..Und eins ist mir auch klar, Duc Martin war nicht der letzte.

nadia alves aus steinmaur schreibt am 01.05.2009 20:20 Uhr
Selten so gelacht:"...Reitpferd seiner Besitzerin...die sehr an ihm hängt."
Liebe geht eben manchmal seeeehr seltsame Wege.Oder ist das eher Zynismus?
Wäre spannend zu hören,welche Art von Wahrnehmungsstörung,da ein Psychiater diagnostizieren würde.
Dann lieber ehrlich sagen,dass es egal ist,wenn das Tier über die Klinge springt.Das bewundere ich an den Spaniern und ihrem Stierkampf,Da wird nicht von Tierliebe geschwafelt,sondern konsequent die Kunst des Tötens in der Öffentlichkeit verteidigt!
So weiss jeder Zuschauer,was ihn wirklich erwartet und er kann wegbleiben.Aber das wollen ja vielleicht einige Rennsportverantwortliche auf diese Art auch erreichen? Clever!!!

patricia schärer aus dielsdorf schreibt am 02.05.2009 20:38 Uhr
das gute an dem ganzen ist,dass duc martin jetzt in zwei wochen nach frankreich auf die weide geht,für mind. 1jahr!danach wird er wirklich das reitpferd seiner besitzerin.wir sind hoffentlich alle froh,das nicht mehr passiert ist,was ja auch bei anderen pferden schon der fall war(beinbruch ect.)aber das mit der rennleitung stimmt schon,sie konzentrieren sich zu sehr auf's sanktionen verhängen bezüglich reiter,doch die pferde im führring mal genauer beobachten,das fehlt!!

d Huber aus Oberkulm schreibt am 05.05.2009 14:37 Uhr
Alles schlechte hat es etwas gutes und in allem gute hat etwas schlechtes,so ist es immer im Leben. Ich bin völlig der gleichen Meinung wie P. Schärer, die Rennleitung sollte sich nicht " nur " aufs Sanktionen verhängen sondern auf mal auf anderes wie zb die Gesundheit der Pferde zu schauen.

Lory Di Nardo aus Märwil schreibt am 05.05.2009 22:06 Uhr
Hi Markus

Ich finde es toll, dass Du den Mut hast so deutlich den Fall Duc Martin anzusprechen. Leider habe ich langsam den Glauben verloren, dass das irgendwann mal etwas bringen wird.

Im Distanzsport und sei es noch auf so kleinen Distanzen (ab 20 km bis 160 km) wird eine Eingangskontrolle VET Check, sowie eine Schlusskontrolle verlangt jedes Pferdes. Der Tierarzt gibt auch die Freigabe ob das Pferd soweit i. O. ist, dass es nach Hause transportiert werden kann. Ist das Pferd z. B. leicht dehydriert muss man solange noch da bleiben und z. B. grasen etc. bis das Pferd trinkt und dann das Pferd nochmals zeigen und wenn i. O. darf es heim. Die Tierärzte sichern sich wirklich ab!

Es werden kontrolliert: Puls, Atmung, Augen, Schleimhäute, Hautturgor (ob das Pferd genug Flüssigkeit hat mittels Hautfaltentest) dann wird der Gang kontrolliert. Je nach Vet auch die Beine abgetastet etc. So eine Kontrolle wird mittels Checkkarte festgehalten VOR und NACH dem Distanzritt/Distanzrennen. Die Kontrolle geht kaum 10 min. (Notabene: An den meisten Distanzritten in der Schweiz sind oft Hundert und mehr Pferde am Start). Ist das Pferd nach der Leistung LAHM wird es disqualifiziert. Nach grossen Rennen müssen die Pferde 1 Tag nach dem Rennen noch da bleiben und nochmals durch die Untersuchung und auch da durchkommen.

Genau so ist es beim Reining (international ist es zumal sicher so). Da gibt es eine Eingangskontrolle. Auch in der Vielseitigkeit und in der Dressur. Springen weiss ich nicht.

Vielleicht könnte man für den Rennsport auch so ein Konzept ausarbeiten?
Eine Überlegung wäre es sicher wert.

Manuela Bächler aus Horw schreibt am 11.05.2009 12:40 Uhr
Super, dass endlich jemand den Mut hat, das so direkt anzusprechen. Duc Martin war weder der Erste, noch wird er der Letzte sein - wie Herr Kopalek oben bemerkt. Leider. Aber je grösser der Druck von Aussen wird, desto schwerer wird es gewissen Leuten fallen, beide Augen fest verschlossen zu halten. Und wenn auch nur einem Pferd dadurch so ein Schicksal erspart bleibt wie zum Beispiel Nathalene, dann ist damit doch schon geholfen. Weiter so und danke!


 
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