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Showdown an der Delegiertenversammlung SPV und Generalversammlung VRV in Maienfeld

Donnerstag, 19. März 2009 23:50

An den Jahresversammlungen des Schweizer Pferderennsport-Verbandes (SPV) und des Verbandes der Rennvereine (VRV) gab es neben "business as usual" insbesondere eine weitere Runde im Kampf Rudolf Fopp gegen den (von Jean-Pierre Kratzer angeführten) Rest des Schweizer Rennsports.

Der Freitag der 13. März 2009 stand natürlich vor allem im Zeichen der Aufweichung des Schweizer Bankgeheimnisses - doch in Maienfeld wurde auch auf höchster Schweizer Pferderennsport-Ebene Politik gemacht. 

Am Vormittag hielt der Verband der Rennvereine (VRV) seine Generalversammlung ab, am Nachmittag der Schweizer Pferderennsport-Verband (SPV) seine Delegiertenversammlung. Wir geben in der Folge einen kleinen Überblick über das Geschehen. 

Im VRV ging es zunächst darum, einen Nachfolger für den nach elf Jahren abtretenden Rudolf Niederer als Vizepräsident zu finden. Nach der Absage von Beat Ries (Aargauischer Rennverein) in absentia wählte die Versammlung Roland Müller (OK Osterrennen Fehraltorf) per Akklamation. Müller ist Trab-Aktiver, auch im Galopp-Metier zu Hause, hat gute Beziehungen zu Frankreich - eine rundum gute Wahl. 

Jean-Pierre Kratzer stellte sein Präsidenten-Amt grundsätzlich zur Verfügung - dies war jedoch nur rhetorischer Natur, niemand wollte in seinen Spuren wandeln. Jean-Pierre Kratzer wurde denn auch ohne Gegenstimmen wiedergewählt. Rudolf Fopp (White Turf St.Moritz) enthielt sich der Stimme, nachdem er die Ämterkumulation (Jean-Pierre Kratzer ist bekanntlich Präsident von SPV, VRV, Suisse Trot, IENA und ADEC) kritisiert hatte.

In seinem VRV-Jahresbericht bezeichnete Jean-Pierre Kratzer die Saison 2008 als gutes Jahr: Mit 416 gelaufenen Rennen, einer Totaldotation von 5'136'000 Franken und einem Wettumsatz auf den Rennplätzen von 2'428'004 Franken (im Rahmen der Vorjahre).Die VRV-Rechnung 2008 schliesst mit einem Verlust von 956.51 CHF, das Verbandsvermögen betrug per 1.1.2009 CHF 4488.42 - sämtliche Investitionen der letzten fünf Jahre konnten amortisiert werden.   

Zufälligerweise genau um 11.11 Uhr gab Christoph Müller (Rennverein Frauenfeld) den Startschuss zur neuen Schweizer Cross-Trophy 2009 mit der Präsentation des Zinntellers für den Sieger (wir berichteten; siehe separaten Artikel ).

 

White Turf-Präsident Rudolf Fopp vom SPV abgemahnt

Noch vor dem Mittagessen (weil Rudolf Fopp angekündigt hatte, am Nachmittag bei der SPV-Versammlung nicht mehr anwesend zu sein) kam es schliesslich zum Showdown in Sachen White Turf. Ohne hier ganz in die Details zu gehen (das würde den Rahmen bei weitem sprengen) erklärte Jean-Pierre Kratzer der Vorstand SPV habe kein Vertrauen mehr in die St.Moritzer Organisatoren. "Wir bedauern sehr, was passiert ist. In Zukunft werden wir nur mit Veranstaltern arbeiten, die uns Garantien geben, dass sowohl unsere internen Regeln wie auch Gesetze im Rahmen der Organisation von Pferdewetten respektiert werden.“

Der Vorstand des SPV erklärte zudem unmissverständlich, dass er allein für die Erteilung von Bewilligungen zur Durchführung von Renntagen in der Schweiz zuständig ist. Wenn also die White Turf Racing Association die Bedingungen nicht erfüllen sollte, gibt es vom Dachverband keine Bewilligung für Rennen. Diese Aussagen erhielt Rudolf Fopp im Anschluss an die Versammlung schriftlich zugeschickt, sie wurden zudem im Rennkalender publiziert. 

Rudolf Fopp versuchte zu kontern. Er hatte unter anderem eine Aktennotiz des Justizdepartements des Kantons Graubünden dabei, welche er als Bewilligung für die Zusammenarbeit im Wett-Bereich mit einem ausländischen Anbieter bezeichnete. Dieses Dokument wollte er allerdings nicht herausrücken, las aber daraus vor: "...es erscheint jedoch mit dem Gesetz vereinbar, wenn ausländische Wettanbieter sich an den Totalisator vor Ort anhängen...". Dies zeige, so Fopp, dass die von White Turf angestrebte Zusammenarbeit mit der deutschen SpiritON Media Holding vom Kanton Graubünden aus möglich gewesen wäre. 

"Wir haben das nicht für uns gemacht, sondern für den Schweizer Rennsport", erklärte Fopp, "wir können auf die PMU verzichten, wenn es sein muss. Dies alles ist eine Schlammschlacht, die hätte verhindert werden können. Wir hatten Hand geboten, um nicht streiten zu müssen." 

Fopp erklärte zudem, dass durch die Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen zu den 5 Millionen Equidia-Zuschauern via Internet nochmal potentiell 50 Millionen deutsche Zuschauer hinzugekommen wären. (dies scheint uns etwas hoch gegriffen, das wären nämlich mehr Zuschauer als es in Deutschland aktuell Haushalte gibt...).

Wie die Zukunft von White Turf aussehe, wisse er noch nicht, erklärte Fopp. Doch die White Turf Racing Association werde sich wehren, das sei klar. 

Jean-Pierre Kratzer erläuterte daraufhin nochmal die geltenden (internen) Regeln und Gesetze (auf eidgenössischer und kantonaler Ebene) betreffend der Durchführung von Wetten. Nach seiner Einschätzung wäre die Zusammenarbeit von White Turf mit dem deutschen Unternehmen gegen das Gesetz - dies wolle er in Bern klären.

Kratzer beendete die Diskussion wie folgt: "Wenn White Turf keine Rennen mehr organisiert, können wir gut weiter leben. Aber wenn keine PMU-Gelder mehr in den Schweizer Rennsport zurückfliessen, sind wir bald tot. Bisher hat der Vertrag mit der PMU-Frankreich rund 60 Millionen Franken in den Schweizer Rennsport gespühlt (Beginn 1991)." 

 

Kritik der Präsidenten des Sportgerichts und der Veterinärkommission an SPV-Kommunikation

In seinem Jahresbericht als SPV-Präsident betonte Jean-Pierre Kratzer einmal mehr - man kann es tatsächlich nicht oft genug sagen und schreiben - die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit dem französischen Wett-Giganten PMU. Insbesondere die baldige Öffnung des Marktes für Online-Wetten ist das grosse Thema in diesem Zusammenhang. Demnächst (voraussichtlich Ende 2009 oder Anfang 2010) wird es auch in der Schweiz möglich sein via Internet auf PMU-Rennen zu wetten. Die Idee und das Ziel dahinter muss sein, dass die Rückflüsse auf die getätigten Einsätze in der Region erfolgen, wo der Wetter sich eingeloggt hat. 

In den Jahresberichten des Sportgerichtes SPV und der Veterinärkommission gab es mehr oder weniger offene Kritik am SPV-Vorstand, dies sei hier nicht verschwiegen. Sportgerichts-Präsident Hans-Peter Sorg erklärte "es erstaune doch sehr, wenn Vorstandsmitglieder, die für den Erlass der Reglemente zuständig sind, in den Medien zu aktuellen Dopingfällen des Jahres 2008 (...) die Verbandsdoktrin in Frage stellen und öffentlich äussern 'Substanzen, die lediglich auf eine Wiederherstellung der normalen Leistungsfähigkeit' abzielen, könne man ja nicht Doping nennen...". Fairerweise muss ergänzt werden, dass die betreffende Journalistin der Pendlerzeitung 20 Minuten, den beiden zitierten SPV-Vorstandsmitgliedern ihre Aussagen entgegen der Abmachung nicht zum Gegenlesen vorgelegt hat und im Artikel weitere grundlegende Fehler eingestreut hatte. 

Michael Weishaupt, Präsident der Veterinärkommission SPV, bemerkte in seinem Jahresbericht, "die Kommunikation mit dem Vorstand SPV erweise sich als schwierig und zunehmend unidirektional." 

In Sachen Kommunikation gibt es also noch Verbesserungspotential. 

Die Jahresrechnung des SPV schloss mit einem Gewinn von 2488.31 CHF ab, das Verbandsvermögen beträgt damit neu 13'515.74 CHF. "Wir erfreuen uns einer gesunden Finanzlage unseres Verbandes", erklärte Jean-Pierre Kratzer

Der SPV-Vorstand, bestehend aus Jean-Pierre Kratzer (Präsident Suisse Trot/VRV/IENA), Anton Kräuliger (Präsident Galopp Schweiz), Christoph Müller (Vertreter Rennvereine) und Léonard Devaud (Vertreter Suisse Trot) stellte sich mit unverändertem Programm in globo zur Wiederwahl.

Kratzer blickte weiter in die Zukunft und sicherte im Namen des Vorstandes SPV dem Projekt Zürich-Dielsdorf die volle Unterstützung zu: "Wir wollen dort ein Zentrum mit neuen, sehr guten Bahnen und moderner Infrastruktur". 

 



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