Info-Abend in Regensdorf: Neues Doping-Reglement stiess auf das grösste Interesse

Am Dienstag, 28.2.2012, fand in Regensdorf eine gut besuchte Orientierungs-Veranstaltung von Suisse Trot statt - mit vielen Besuchern aus dem Sektor Galopp, denn das neue Doping-Reglement gilt bekanntlich für beide Sparten gleichermassen. 

Neben den Referenten und Vertretern von Suisse Trot/Galopp Schweiz und IENA verfolgten rund 50 interessierte Gäste die Ausführungen am Dienstag Abend, 28.2.2012, im Best Western Trend Hotel in Regensdorf.

Insbesondere das neue Doping-Reglement, welches per 1.März 2012 in Kraft tritt, interessierte die Anwesenden. Denn damit verbunden sind einige wichtige, auf dem Papier einschneidende Neuerungen, insbesondere für die Trainer, aber auch für die Besitzer.

Konkret gibt es mit dem neuen Doping-Reglement 3 wesentliche Änderungen:

1) Vom Zeitpunkt der Starterangabe an muss ein Pferd frei von jeglichen verbotenen Wirkstoffen (neu zu unterscheiden von "absolut verbotenen Wirkstoffen") sein (bisher war dies erst am Renntag "gefragt").

2) Nicht mehr nur am Renntag, sondern neu auch Im Training können Medikationskontrollen (man beachte: Es heisst hier nicht mehr "Doping-Kontrolle") durchgeführt werden (Tests auf sogenannt "absolut verbotene Wirkstoffe") -> zu diesem Zweck müssen sämtliche Arzneimittelbehandlungen in einem speziell entworfenen Medikationskontroll-Formular registriert und vom behandelnden Tierarzt visiert werden.

3) Falls die A-Probe bei einem Pferd "positiv" ausfällt, kann es neu provisorisch gesperrt (d.h. von Renneinsätzen ausgeschlossen) werden.

Absolut verbotene Wirkstoffe (Anabolika z.B.) dürfen niemals bei einem Pferd nachgewiesen werden können - egal, ob es auf einer Trainingsliste ist oder nicht. Sobald es im Rennregister eingetragen ist, beginnt die Sorgfaltspflicht... Wichtig für Besitzer: Ist das Pferd auf einer Trainingsliste, ist der Trainer veranwortlich. Falls nicht, ist es der Besitzer (!) - dem Verband muss eine Änderung innert 15 Tagen mitgeteilt werden.

Auch ist es natürlich nun unerlässlich, den Standort des Pferdes jederzeit zu kennen, damit Kontrollen ausserhalb des Rennplatzes überhaupt effektiv durchgeführt werden können.

Bei den Trainingskontrollen dürfen logischerweise keine absolut verbotenen Wirkstoffe nachgewiesen werden - und keine ("einfach") verbotenen Wirkstoffe, ausser es gibt dafür eine tierärztliche Indikation inklusive Eintrag auf dem Medikations-Formular (welches jeder Trainer für jeden seiner Schützlinge führen und stets vorweisen können muss).

Jean-Pierre Kratzer dazu: "Man kann Pferde weiterhin behandeln, wenn sie krank oder verletzt sind. Aber die Behandlung und die verwendeten Medikamente müssen aufgeschrieben werden. Es gibt eine Grenze zwischen dem medizinisch Möglichen und dem Tierschutzgedanken. Wer sich nicht daran hält, hat in unserem Sport nichts verloren."

Es gehe um das Image unseres Sports. Die Wahrnehmung der Öffentlichkeit habe sich geändert. Das neue Doping-Reglement sei nur einer von insgesamt einem halben Dutzend Massnahmen, welche dieser Entwicklung Rechnung tragen und gemäss Kratzer in den kommenden Wochen/Monaten bekannt gegeben werden.

Interessant ist die Möglichkeit (Kostenfolge noch abzuklären) an die Trainer, eine sogenannte "Vorsorgenachweis-Analyse" verlangen zu können - zwecks Nachweis, ob ein bestimmtes Mittel im Körper eines Pferdes schon abgebaut ist oder nicht.

Noch wichtiger dürfte künftig die "Integrations-Analyse" sein. Hier geht es darum, ein Pferd das neu in den Stall eines Trainers kommt, auf verbotene Wirkstoffe zu testen - nicht dass der Trainer für Fehler/Versäumnisse/Vergehen des Vorgängers zur Verantwortung gezogen wird.

Ein Thema war auch die Neuorganisation der Zucht, welche nun für Trab und Galopp beim SPV angesiedelt ist. In diesem Zusammenhang bezeichnete Kratzer Vereine, die inzwischen keinen effektiven Einfluss mehr haben (wie den Club der Rennpferde-Besitzer CRB oder die Vereinigung Schweizer Vollblutzüchter VSV) als "club de pétanque", also als eine Art Boccia-Clubs...

Kratzer verglich die Entwicklung der Schweizer Trab-Zucht (über 40 Zuchtstuten) mit derjenigen im Sektor Galopp (aktuell rund 2 Dutzend Zuchtstuten). Eines seiner Ziele sei, dass die Gelder aus dem Zuchtfonds bei den Galoppern künftig wie bei den Trabern nur noch für die Züchter sein sollen - Besitzerprämien sollen aus dieser Quelle künftig nicht mehr finanziert werden.

Fakt ist, dass die Trab-Inländer in den letzten Jahren immer konkurrenzfähiger wurden, während die Galopp-Inländer kaum mehr grosse Rennen gewonnen haben.

In Sachen Zucht nannte Kratzer (notabene Präsident des europäischen Trab-Dachverbandes) noch ein weiteres Thema, das international diskutiert werde: Jährlinge, bei denen Anabolika nachgewiesen werde, sollen für ihr ganzes Leben vom Rennsport ausgeschlossen werden. Nur so könne Missbrauch verhindert werden.

Fazit: Die Reglemente sind da, um einiges für die Pferde zum Bessern zu ändern. Jetzt liegt es an den Leuten, welche diese Reglemente anwenden, dafür zu sorgen, dass diese sich nicht zu Papiertigern entwickeln - wie dies leider in anderen Bereichen tendenziell (oder auch offensichtlich) so ist.

So könnten seit Jahren auch Doping-/Drogen-/Alkohol-Tests bei Jockeys und Fahrern vorgenommen werden. Durchgeführt wurde unseres Wissens eine einzige solche Aktion. Auch das wäre zum Schutz der Pferde.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wer die Umsetzung, all die Kontrollen bezahlen soll/kann. Denn nur mit einer genügend hohen Anzahl von Kontrollen (die im Training vor Ort bei den Trainern höhere Kosten verursachen) können sich die schwarzen Schafe nicht mehr sicher fühlen.