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JPK zu Ausschreibungen und Programm: Haben die Regenfälle Auswirkungen auf das Galopp-Programm?

Sonntag, 11. November 2012 22:58

Die Galopp-Rennen vom 17. und 24. November 2012 könnten von Petrus noch beeinflusst werden, wie Jean-Pierre Kratzer an einer Pressekonferenz am Samstag, 10.11.2012, erklärte  - er und Galopp Schweizer-Geschäftsführer Urs Muntwyler äusserten sich auch zu den Ausschreibungen, den aktuellen wie den künftigen.

(mmo) Die Romandie wurde teilweise richtiggehend überflutet - Medienberichte zeigten am Sonntag, 11.11.2012, ein überschwemmtes Parkhaus in Nyon, unpassierbare Strassen in Yverdon, über die Ufer getretene Flüsse etc. Was hat das für Konsequenzen für die letzten beiden geplanten Renntage der Saison 2012 in Avenches?

 

Jean-Pierre Kratzer berief am Samstag, 10.11.2012, nach den Rennen kurzfristig eine Presse-Konferenz ein. Neben zwei Fotografen war ein Journalist der schreibenden Zunft (eben, der Schreibende...) anwesend, dann Galopp Schweiz-Geschäftsführer Urs Muntwyler sowie Handicapper Thomas Peter als Präsident der Ausschreibungs-Kommission.

 

Der IENA-Chef bedankte sich nach dem trotz schwierigen Bedingungen unfallfrei verlaufenen Renntag als erstes bei den Trainer, Jockeys, Fahrern und "vor allem bei der Equipe von IENA, die sehr gut gearbeitet hat."

 

Was die Galopprennen vom 17. und 24. November betrifft, erklärte Kratzer: "Wir müssen schauen, wie der Zustand der Bahn Anfang Woche ist und wie die weiteren Wetteraussichten aussehen. Bis am Dienstag Abend oder dann spätestens am Mittwoch Morgen werden wir entscheiden können."  Einer der Entscheide betrifft das neu ausgeschriebene Rennen für sieglose Zweijährige, das am 17.November geplant war. Dieses könnte auf den 24. November verschoben werden, wo dann die Rennen in einem knapperen Rhythmus (Viertelstundentakt mit jeweils abwechslungsweise Trab/Galopp) gelaufen werden könnten.

Avenches sei bereit, das Programm des letzten Samstags "zusammenzupressen", man wisse, dass die Aktiven bereit seien mitzuspielen. Nur das Wetter müsse auch passen.

 

Das Ziel sei ganz klar, für den Sport die Rennen durchzuführen, damit die Saison für die Galopper nicht vorzeitig zu Ende sei. Dies habe auch für die Rennen vom 10.November 2012 im Vordergrund gestanden.

Bezüglich der Anzahl Rennen sei der limitierende Faktor nicht der Wille von IENA sondern die Tatsache, dass zu dieser Jahreszeit die Tage eben sehr kurz seien, führte Kratzer aus.

 

Galopp Schweiz-Geschäftsführer Urs Muntwyler bedankte sich in der Folge bei IENA für die Möglichkeit diese November-Rennen überhaupt durchzuführen. "Wir haben keinen anderen Rennverein gefunden, auch keinen in der Deutschschweiz, der bereit war, diese Rennen zu organisieren", so Muntwyler.

 

IENA und Galopp Schweiz verstehen die Kritik an den Ausschreibungen nicht

Zum Schluss gingen sowohl Urs Muntwyler wie auch Jean-Pierre Kratzer noch auf die Ausschreibungen ein, die für einigen Gesprächsstoff in der Szene gesorgt hatten. "Aufgrund der Gegebenheiten und der Rahmenbedingungen bin ich trotz der vielen Kritik immer noch der Meinung, dass wir gute Ausschreibungen gemacht haben", erklärte Urs Muntwyler.

 

Jean-Pierre Kratzer stellte sich voll hinter Galopp Schweiz: "Das allgemeine Interesse ist immer prioritär gegenüber den persönlichen Interessen einzelner." Er legte eine Folie auf den Hellraumprojektor, auf welcher der aktuelle Bestand an Flach-Pferden in der Schweiz in Kategorien eingeteilt zu sehen war.

Demnach gibt es derzeit 9 Galopper der Kategorien A und B (3.85 % des gesamten Bestandes), 45 der Kategorie C (19.2 %), 52 der Kategorie D (22.2%), 50 der Kategorie E (21.5%) und 78 der Kategorie F (33%). Insgesamt gibt es nach der Zusammenstellung von Kratzer aktuell 234 aktive Flachpferde (3-jährige und ältere), sowie 47 Zweijährige (die logischerweise noch nicht in Kategorien eingeteilt sind).

Dem Pferdebestand stellte Kratzer die Anzahl der Rennen in dieser Saison gegenüber, wiederum eingeteilt in die verschiedenen Kategorien.

10 Rennen gab es für die Kategorie A/B (6.5% der total 153 Flachrennen), 28 für die Kategorie C (18.3%), 33 für die Kategorie D (21.5%), 37 für die Kategorie E (24.2 %) und 45 für die Kategorie F (29.4 %).

 

Die Realität sei ganz klar das, was er damit aufgezeigt habe. Und Jean-Pierre Kratzer fuhr fort, was die Ausschreibungen für die Zukunft betrifft: "Die Pferde der Kategorie E und F sind mehr als die Hälfte des ganzen Bestandes und haben deshalb klar ein Recht auf Rennen."

Man werde das Programm für 2013 leicht modifizieren und Inputs aufnehmen, insbesondere soll es noch mehr Handicaps geben. "Aber das Grundprinzip bleibt bestehen", machte der starke Mann aus Avenches klar.

 

 

Kommentar des Schreibenden

 

Die Ausführungen von Jean-Pierre Kratzer und Urs Muntwyler haben einige interessante Punkte aufgeworfen. Zum muss die Diskussion geführt werden, was denn nun das "allgemeine Interesse" ist, das über "persönlichen Interessen" stehen muss. Der Pferderennsport besteht nun mal aus - nicht negativ gemeint - egoistisch denkenden und agierenden Individuen. Rennsport kann zwar in der Schweiz nicht über längere Zeit kostendeckend betrieben werden, doch versucht doch wenigstens jeder und jede seine Verluste so gut wie möglich zu minimieren. Darum sieht jeder Trainer und jeder Besitzer die Ausschreibungen aus seiner ganz persönlichen Sicht. Jeder sucht für sein Pferd das optimale Rennen auf der möglichst optimalen Distanz, auf der geeignetsten Bahn und es ist ihm dabei egal (oder im Gegenteil sogar recht), wenn es nur wenige Gegner hat. Das wird immer so sein, solange es Pferderennen gibt. 

 

Die entscheidende Frage ist aber, welche Strategie es braucht, damit der Pferderennsport in der Schweiz überlebt. Die Abhängigkeit von IENA ist inzwischen so gross, dass ohne Avenches nichts mehr gehen würde. Kaum ein Trainer könnte ohne Avenches mehr bestehen. Kein Besitzer hätte mehr genug Rennen für seine Pferde, zu wenig Renntage gibt es inzwischen auf den Deutschschweizer Bahnen.

Und was braucht es, damit Avenches floriert? Nun, Avenches ist zum grössten Teil von den Wett-Einnahmen abhängig. Zum einen von den seit längerem bestehenden Einnahmen aus den Wetten, die täglich von der Romandie aus auf französische Rennen getätigt werden. Daraus generiert Avenches zum grossen Teil die Preisgelder, welche die Deutschschweizer Rennvereine in immer mühsamerer Arbeit über Sponsoring auftreiben müssen. Nun sind die Einnahmen aus den Premium-Rennen hinzugekommen, die Avenches und dem Schweizer Rennsport einen neuen "Boost" gegeben haben. Aber, und das wird da und dort vielleicht vergessen, der Einfluss dieser Premium-Rennen auf den Schweizer Rennsport ist enorm. Eben auch im Auschreibungs-Bereich - denn gefordert sind möglichst volle Felder, mit vielen Möglichkeiten für die (französischen) Wetter.

 

Kann deshalb das Interesse von Avenches mit seinen Premium-Rennen gleichgesetzt werden mit dem "allgemeinen Interesse"? Nicht zwingend. Denn es braucht unbedingt einen Mix im Schweizer Rennsport. Die Besitzer sind der entscheidende Faktor. Denn ohne sie gibt es zu wenig Pferde für die "Wett-Maschinerie", welche in der Romandie in Gang gesetzt wurde. Und die Besitzer wollen logischerweise alle ihre Pferde in der Schweiz laufen sehen. Sonst könnten sie sie ja auch gleich in Frankreich oder sonstwo trainieren lassen. Und vergessen wir die Zuschauer nicht. Auch wenn sie in Avenches nicht so zahlreich sind wie in der Deutschschweiz, das Publikum möchte auch die Stars sehen. Der Schweizer Pferderennsport lebt nicht zuletzt von Emotionen - und die stimmungsvollsten Einläufe gibt es nun mal grösstenteils dann, wenn die Besten vor einer grossen Zuschauerkulisse laufen.  

 

Somit müssen Galopp Schweiz und IENA als Veranstalter der meisten Rennen gewissermassen die Quadratur des Kreises in die Ausschreibungen zaubern. Ganz so einfach, wie Jean-Pierre Kratzer es mit der Gegenüberstellung des kategorisierten Pferdebestandes und der angebotenen Rennen aufgezeigt hatte, ist es jedoch nicht. Denn die Rennen der einzelnen Kategorien wurden/werden ja häufig noch mit erschwerenden Zusätzen ergänzt wie "Für Pferde, die nie in ihrer Karrierre in einem Renenn der Kategorie A oder B mit Geldgewinn plaziert waren", oder "Für Pferde, die im Schweizer Handicap nie mit einem Wert mehr als 68 eingestuft waren" - und so weiter. Da werden dann einige Pferde ausgeschlossen, die zwar aktuell der jeweiligen Kategorie angehören, aber aufgrund von unter Umständen Jahre zurückliegenden Leistungen gewissermassen diskriminiert werden.

Wer (einst gute bis sehr gute) Pferde über Jahre im Sport behält, wird noch dafür "bestraft". Das kann und darf nicht der Sinn von Ausschreibungen sein.


Und was, wenn es in der Zusammenarbeit mit der PMU plötzlich Schwierigkeiten gibt? Das wagen wir uns alle gar nicht vorzustellen. Und es gibt notabene auch keine Anzeichen dafür, im Gegenteil. Doch jeder und jede in der Szene muss sich inzwischen bewusst sein, dass der Schweizer Rennsport für sich allein nicht mehr lebensfähig ist. Das muss nicht per se schlecht sein, aber es hat unweigerlich Konsequenzen. Nicht zuletzt für lange gewachsene Strukturen, die es je länger je mehr offenbar nicht mehr braucht oder die sogar faktisch nicht mehr gebraucht werden können.

Machen wir das Beste draus. Nur wenn sich weiterhin genug Leute aus dem Kern der Szene kritisch äussern, mitdenken und Ihre persönliche Sicht der Dinge einbringen, ist konstruktive Arbeit an und in der Zukunft möglich. Nur dann hat unser faszinierende Sport mittel- und langfristig eine Chance. 

 

Markus Monstein

 

 



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