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Nomen NON est omen - First Time zum Zweiten im GP St.Moritz

Donnerstag, 21. Februar 2008 14:51

15'000 Zuschauer erlebten am dritten White Turf-Sonntag 2008 (17.2.2008) so etwas wie den Tag der Revanche.

15‘000 Zuschauer fanden am Sonntag 17.2.2008 bei strahlendstem Sonnenschein den Weg auf den zugefrorenen St.Moritzersee und plazierten an diesem dritten Renntag des White Turf-Meetings auf dem Rennplatz Wetten für 145‘057 Franken – 12‘000 mehr also vor einem und gar 31‘000 Franken mehr als vor zwei Jahren. Über alle drei Renntage sorgten die 39‘000 Zuschauer für einen hervorragenden Gesamt-Umsatz auf dem Rennplatz von 324'656 (nur 96 Franken weniger als vor einem Jahr).

Die beiden Rennen, auf die via die französische Gesellschaft PMU in Frankreich sowie anderen angeschlossenen Ländern gewettet werden konnten, erzielten ebenfalls einen ansprechenden Wettumsatz von 575‘000 EUR  (Vorjahr: 793'380 Euro), über 900‘000 Franken.

First Time doppelt nach

Der Gübelin 69. Grosse Preis von St.Moritz, das mit 111'111 Franken höchstdotierte Pferderennen der Schweiz, wurde enorm schnell gelaufen, was einige Konkurrenten schon früh aus der Entscheidung warf. Nicht so First Time, die letztes Jahr schon als erste ins Ziel gekommen, dann aber in einer Dopingkontrolle hängen geblieben war und letztlich disqualifiziert werden musste.
Die Entourage konnte sich den Befund damals nicht erklären. Trainerin Karin Suter-Weber, die im Trainingszentrum Zürich-Dielsdorf neben 38 anderen Pferden eben auch First Time betreut, hatte nie zuvor in ihrer Karriere einen solchen Fall.

First Time kam in der Zielgeraden mit Jockey Toni Castanheira mit einem tollen Endspurt noch leicht am Engländer Cupid’s Glory heran, der als 36:1-Aussenseiter nur 2.3 % aller Siegwett-Einsätze auf sich vereinigt und beinahe für eine Sensation gesorgt hätte. Collow belegte nach einem Ehrenplatz im 2006 und einem dritten Platz 2007 nun mit Rang drei erneut einen Toto-Rang im GP. 
Die Favoriten blieben allesamt unter den Erwartungen. Balor (2.70:1, mit 31 % aller Siegwetten unterwegs) hatte gemäss Trainer Miro Weiss Probleme mit der Atmung (Schneebrocken verschluckt?). Ailton (6:1) musste sich mit Rang 10 begnügen und Quiron (6.90) mit Rang 8. Somit gingen die drei erstplazierten des Vorbereitungs-Grand-Prix allesamt ohne Geldgewinn nach Hause. Das Trio (in beliebiger Reihenfolge!) mit First Time, Cupid's Glory und Collow brachte 1480 Franken - First Time zahlte auf Sieg 12:1 und auf Platz 4.70...

Ohne die kurzfristig von ihrer Entourage "beantragte" Disqualifikation hätte es für First Time wohl nicht zum Sieg gereicht, wie auch Trainerin Karin Suter-Weber einräumte. Am Samstag vor dem ersten White Turf-Renntag hatte sich der Vorstand des SPV in St.Moritz kurzfristig zu einer Sitzung getroffen und den Disqualifikations-Entscheid definitiv gefällt. Anwalt Ulf Walz hatte im 2007 gemäss dem Schweizer Pferderennsport-Verband verlangt, den Rekurs-Entscheid erst nach der schriftlichen Urteilsbegründung im Fall "Old Cat" zu fällen. Die Entourage von First Time wollte jedoch einen Schluss-Strich unter die Sache setzen und hatte den Vorstand SPV um einen sofortigen Entscheid gebeten.

Der Vorstand SPV handelte rasch und im Sinne des Sports, disqualifizierte First Time kurzfristig und legte somit (so paradox dies auch klingen mag) den Grundstein für den neuerlichen Erfolg. Ohne die Disqualifikation hätte First Time nach unserer Rechnung ganze 4 Kilo mehr tragen müssen - der Abstand betrug im Ziel schliesslich Hals.

So oder so kann gesagt werden: Der Sport hat gewonnen. First Time war letztes Jahr die Beste und sie war es auch gestern.  Der neuerliche Sieg von First Time ist für Silvio Vogt, der hinter dem Maienfelder Stall SVH steht, und für alle anderen Beteiligten eine riesige Genugtuung.


Nur drei Nägel im Hufeisen

Dabei hatte First Time ihrer Trainerin Karin Suter-Weber noch am Morgen vor dem Rennen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Beim lockeren Trab ging sie nicht sauber. „Offenbar war mit dem am Freitag aufgemachten, speziellen Schnee-Eisen etwas nicht in Ordnung, ein Nagel drückte“, erklärte Karin Suter hinterher, „wir haben es sofort runtergenommen, den Huf in Schnee gepackt, um es zu kühlen.“ Die Trainerin brachte vor Schreck beim Frühstück keinen Bissen runter. First Time hingegen liess sich nicht stören.

Nach dem ersten Rennen ging Karin Suter-Weber dann mit dem Jeninser Hufschmied Christian Lampert in die Stallungen. „Er hat First Time das Eisen wieder aufgenagelt“, so Suter, „nur drei Nägel hat er benutzt, um das Huf nicht unnötig zu reizen.“ Und so gewann First Time als höchstwahrscheinlich erste Siegern mit nur drei Nägeln im Huf vorne rechts den grossen Preis von St.Moritz (ausser Bressbee, der war mit einem geklebten Eisen unterwegs...).

Um einen neuerlichen Fall wie letztes Jahr zu verhindern – First Time hatte damals wie hinlänglich bekannt unerklärlicherweise eine positive Probe abgegeben – hatte Karin Suter-Weber höchstpersönlich vor Boxen-Bezug in St.Moritz die Wände und den Futtertrog minutiös geputzt. Ein guter Stundenlohn - First Time gewann  Schlag 53'333 Franken, 10 Prozent gehören der Trainerin.

Jullyannis neuer Trab-Schnee-König

Im mit 33‘333 Franken Trab-GP BMW schien für Jullyannis, den kleinen Fuchs aus dem Stall Allegra Racing Club, das Rennen wie schon vor einem Jahr in der Anfangsphase bereits gelaufen. „Er fand den Rhythmus nicht und ich dachte, jetzt sei alles vorbei“, erklärte Trainerin und Fahrerin Claudia Koller-Wehrly, „doch wir fanden den Anschluss wieder und ich begann an ein Platzgeld zu glauben.“ Es wurde mehr, viel mehr daraus. Im Einlauf griff Jullyannis frech innen durch an und rang den Vorjahressieger Kiss de Sucé sicher mit einer halben Länge nieder. Mit Kilou du Val (für den Engadiner Stall Onit S) folgte ein weiterer Bündner auf Rang drei vor Gone Debérieux, dem Stallgefährten des Siegers.
Revanche also auch für Jullyannis, der sich letztes Jahr in diesem Rennen mit einem Startfehler um alle Chancen gebracht hatte.

Dabei war sein Start gestern noch im Januar höchst ungewiss. Bei einer Trainingsausfahrt im Wald war erschrocken, hatte seinen Fahrerin aus dem Sulky katapultiert und rannte alleine nach Hause. Dabei überschlug es ihn, eine klaffende Wunde am Vorderbein – nur knapp neben dem Karpalgelenk. Wenig hatte gefehlt und der Elfjährige wäre nie mehr ein Rennen gelaufen.
Nun erzielte er beim 5. Schneestart den  4. Sieg – den 9. für den Stall Allegra Racing Club, die Besitzergemeinschaft für jedermann. Kein Gegner hat es bisher geschafft, Jullyannis auf Schnee zu schlagen, nur er sich selbst.

Der Stall Allegra Racing Club gewann damit nach der Kristall-Trophy für den erfolgreichsten Besitzer (Trab und Galopp) in Arosa nun auch die BMW-Trophy für den erfolgreichsten Trab-Besitzer (in den grossen drei Rennen; mit 2 Siegen und je einem 2., 3., 4. und 5. Platz).  

Broger zum 9. Mal König des Engadin

Im spektakulären Skikjöring, der St.Moritzer Weltexklusivität mit Skifahrern, die sich von Vollblütern über die Bahn aus Eis und Schnee ziehen lassen, holte sich Köbi Broger (aus Wangen bei Dübendorf) mit einem weiteren Sieg die Skikjöring-Trophy. Früh schon tauchte der ehemalige Rennreiter Broger mit dem von Miro Weiss für Charlotte Haselbach trainierten King George an vierter Stelle auf und beorderte den Favoriten im letzten Bogen an die Spitze, die er im Einlauf gegen drei Engadiner Fahrer locker verteidigte: Der Ehrenplatz ging an Fadri Casty mit Habanita vor Andi Willy mit Oakmont. Silvio Staub versuchte in seinem allerletzten Skikjöring der Karriere mit Odin eine neue Taktik, musste sich aber dennoch mit Rang vier begnügen – im Gesamtklassement bedeutet dies den Ehrenplatz hinter Jakob Broger. Somit muss das Engadin ein weiteres Jahr auf einen einheimischen König warten. Der letzte war Silvio Staub 1998.


Atlantic Dancer wird im Sprint-GP entschädigt

Revanche lautete auch das Schlüsselwort im Sprint-30'000er. Der in Arosa überlegen als erster ins Ziel gekommene Atlantic Dancer (nachträglich bekanntlich wegen zu wenig getragenen Gewichts disqualifiziert), setzte sich nach einem hervorragenden Ritt von Olivier Plaçais mit Speed gegen Rushing Dasher um einen Hals durch und verhinderte damit einen Meetings-Hattrick seines Widersachers. Eine schöne, verdiente Entschädigung für Trainer André Schennach und die Besitzer des Stalles Leonardo. Rang drei ging an Assam vor dem englischen Gast Hart of Gold, der eingangs der Zielgeraden weit nach aussen weggebrochen war.

 

Vlavianus zum Zweiten - Meetings-Championat für Miguel Lopez und Miro Weiss

Im Flachrennen über 1800 Meter setzte sich Vlavianus für den Stall Schachen unter Miguel Lopez wie schon am zweiten Renntag überlegen durch. Der englische Gast Daring Affair hatte ebenso wenig eine Siegchance wie der letztlich drittplazierte Puro.

Mit diesem Treffer sicherte sich Miguel Lopez das Reiter-Meetings-Championat und Miro Weiss dasjenige der Trainer.

 

4. Saisonsieg für Melvin - viel Glück für Beteiligte bei Karambolage

Im zweiten Trabrennen des Tages gab es zunächst einige Schrecksekunden zu überstehen - unmittelbar vor der Tribüne kam es im Zielbereich  zu einer Karambolage. Melbourne war auf eine Kufe des vor ihr Trabenden Really Upon getreten, kam zu Fall und überschlug sich samt Sulky. Der nachfolgende Miracle of Love konnte nicht ausweichen, seine Fahrerin Ursula Herren wurde aus dem Sulky katapultiert.

Wie durch ein Wunder kamen alle Beteiligten verhältnismässig glimpflich davon. Materialschaden und Prellungen waren die einzigen Folgen.

In der Folge setzte sich der Favorit Melvin problemlos gegen Nimero Sommer durch (der eine Woche zuvor im letzten Bogen auch auf fremde Kufen gestanden war, damals glücklicherweise ohne weitere Folgen als seine eigene Disqualifikation wegen Galoppierens). Der von Theo Fankhauser für Hedy Schlatter trainierte Partner von Evelyne Fankhauser gewann damit sein viertes Schneerennen im 2008 - nur Jullyannis hatte ihn am ersten St.Moritzer Sonntag bezwingen können.

 

 



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