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Simplex im Grand Prix LGT Jockey Club von der Spitze aus

Freitag, 28. September 2007 16:51

Von der Spitze aus gewinnt es sich oft am Leichtesten.

Sich sofort nach vorne orientieren, die Spitze übernehmen und dann möglichst noch einen Trainingsgefährten als Abschirm-Jäger etwas versetzt dahinter. Dann das Tempo "einschlafen lassen", im Einlauf oder auch schon durch den letzten Bogen Gas geben und die Konkurrenz distanzieren - das ist die Taktik in vielen Rennen für die Pferde aus dem Quartier von Kurt Schafflützel. Und die angeheuerten Jockeys aus Frankreich setzen die Vorgaben oft so perfekt um, dass den Gegnern nur das Staunen und der Kampf um die Plätze bleibt.

Der 32. Grand Prix LGT Jockey Club reiht sich nahtlos in die Reihe dieser Rennen ein. Mathias Sautjeau schnappte sich mit Simplex sofort die Spitze mit Glavalcour etwas versetzt dahinter an zweiter Stelle. Klar, dass Olivier Plaçais seinen Kollegen nicht angriff. Doch dass alle anderen dahinter warteten, auch wenn das Tempo bald merklich abflachte, ist ein Phänomen auf Schweizer Bahnen.

So schöpfte Simplex mit gespitzten Ohren galoppierend von Meter zu Meter mehr Selbstvertrauen, - jenes Selbstvertrauen, das der Klassehengst braucht, um seine Klasse in gute Leistungen umzusetzen.

Als Majofils in der letzten Gegenseite einen Angriff startete und Simplex diesen fast mühelos konterte, war die Entscheidung schon gefallen. Denn von da an gab es nur noch ein Pferd - Anton und Verena Kräuligers Simplex. Da konnte sich Romanoff an seine Fersen heften und den ganzen Einlauf lang attackieren. Da konnte der dreijährige Don Chester über sich hinaus wachsen und auf den dritten Platz laufen. In Gefahr zu bringen war Simplex mit Mathias Sautjeau nicht mehr.

Und wo war Glavalcour, wo Soul of Magic? Glavalcour ist definitiv noch heikler geworden, was den Rennverlauf betrifft. Seit Simplex ihm die Spitze (im Stall und in den Rennen) streitig macht, scheint sein Selbstvertrauen arg zu leiden. Früher war er es, der an der Spitze dem Feld seinen Rhythmus aufzwang. Jetzt wird ihm ein Rhythmus aufgezwungen - mit der Folge, dass der Star der letzten Jahre nicht wirklich reagieren kann, wenn das verlangt wird. Dennoch kam er auf Rang vier.

Soul of Magic, die Siegerin der letzten zwei Jahre, kämpfte tapfer, hatte aber nach einem für sie zu langsamen Rennen nicht den Endspurt, der sie immer ausgezeichnet hat. Schade, ein Grossteil der 7800 Zuschauer, die an diesem tollen Herbstrenntag am Wettschalter 106'360 Franken (und damit fast auf den Franken genau gleich viel wie letztes Jahr - 106'364) umgesetzt hatten, hätten der Grande Dame des Schweizer Galopprennsports einen erfolgreicheren Abschied von Schweizer Bahnen gewünscht.
Bei der Verabschiedung auf der Bahn gab es dafür dann einen besonders herzlichen Applaus - mehr noch als bei der Siegerehrung für Simplex. Soul of Magic wurde als "Königin der Herzen" verabschiedet, manch ein Auge blieb dabei nicht trocken.

 

Der klassemässig Beste hat gewonnen - doch mit einem Pacemaker wäre dies wohl zu "verhindern" gewesen

Dass Simplex das klassemässig beste Pferd im LGT Jockey Club-Feld war, bestreiten wohl nur wenige. Denn kein anderer Kandidat kann Referenzen wie einen Gruppe-I-Ehrenplatz (Critérium de Saint-Cloud im Herbst 2003) oder einen zweiten Platz zur Super-Stute Pride (Gruppe II, Longchamp, Herbst 2004) vorweisen - wir hatten schon in frühreren Artikel hier auf horseracing.ch darauf hingewiesen. Und kein anderer Kandidat im Feld hatte auch nur annähernd jemals eine Handicap-Marke von umgerechnet 95 Kilo wie Simplex sie sich erlaufen hatte. Soweit zum Thema Klasse.

Doch unbestrittenermassen ist Simplex nicht an jedem Tag in der Lage dazu, diese Klasse abzurufen. Dies war in der Schweiz bisher immer dann der Fall, wenn er vorne in Ruhe gelassen wurde.
In dieser Saison ging die Taktik zunächst im Super Grand Prix BMW schon beinahe auf, doch konnte ein sehr gut aufgelegter Glavalcour mit einem hervorragend disponierten Olivier Plaçais den Sieg noch um eine halbe Länge verhindern. Vier Wochen später in Frauenfeld hatte Simplex als es zur Sache ging, bald einmal keine Lust mehr und verlor als Letzter noch 8 Längen auf den fünftplazierten Artiste of World. Wieder vier Wochen später liess man Simplex in Avenches über 3300 Meter an der Spitze gewähren - und er gewann wie jetzt im Grand Prix LGT Jockey Club vor Romanoff. Nach dem guten Vichy-Auftritt (4. gegen gute Gegner, die ihn ebenfalls an der Spitze machen liessen) folgte das Luzerner Rennen, wo Simplex wieder früh gestört wurde und letztlich mit Rang vier Vorlieb nehmen musste.

Die Frage, die man sich als neutraler Beobachter stellt: Wann begreifen Besitzer und Trainer, die sich hinterher über ein "zu langsames Rennen" beklagen, dass es ein Mittel dagegen gibt, das im Ausland gang und gäbe ist. Das Zauberwort heisst Pacemaker. Zumindest die grossen Besitzer (und Trainer) mit mehreren Pferden im Stall könnten sich diesen Luxus leisten. Sicher nicht für jedes Rennen - aber der Grand Prix LGT Jockey Club müsste ja eigentlich zu wichtig sein, als dass man so etwas entscheidendes wie das letztlich gelaufene Tempo einfach dem Zufall überlassen kann.

 

 

 

 



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