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Daniele Porcu - Held oder Schlitzohr?

Mittwoch, 07. März 2007 22:47

Der zweifache GP-St.Moritz-Siegreiter fühlt sich von uns ungerecht behandelt - doch Rennleitungspräsident Peter Berner spricht Klartext über die Vorfälle nach dem GP St.Moritz.

Zwischen Siegerehrung nach dem Siegritt auf First Time und dem Start zum Rennen mit Westlander hat der italienische Jockey Daniele Porcu am 3. St.Moritzer Renntag einiges erlebt. Seine Sicht der Dinge deckt sich nicht mit denjenigen Feststellungen, die wir aufgrund der Aussage mehrere Augenzeugen und eigener Beobachtungen im Rückschau-Artikel gemacht hatten (hier geht es zu besagtem Rückschau-Artikel ).

Es geht darum, dass Porcu nach dem Sieg mit First Time und der danach ausgesprochenen Busse sowie Sperre wegen übermässigem Peitschengebrauch erklärte, er könne den Ritt auf Westlander nicht mehr wahrnehmen. Wegen plötzlichem Unwohlsein. Dies kam der Rennleitung sowie der Entourage von Westlander "spanisch" (oder vielmehr "italienisch") vor.

Fakt ist, dass Porcu nach längerem Hin und Her dann doch in den Sattel von Westlander stieg, aber gemäss Aussagen des Trainers nicht nach Orders ritt und nach unseren Beobachtungen (mit denen wir nicht alleine sind) keine gute Figur machte, um das hier mal so auszudrücken (im Artikel waren wir weniger zimperlich).

Daniele Porcu
Daniele Porcu bei der Siegerehrung - wenige Minuten später fühlte er sich unwohl... (uw)

 

So sieht Daniele Porcu die Sache

Von Daniele Porcu erhielten wir folgende Zeilen, die wir ungekürzt wiedergeben:

"Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion,
im Artikel „First Time gewinnt als zweite Stute den GP St.Moritz“ vom 21.02.2007, musste ich mit Bedauern lesen, „dass er - also ich, Daniele Porcu - nach dem Sieg keine Lust mehr hatte, Westlander zu reiten - und erst nach Überredungskünsten in den Sattel stieg (wo er dann allerdings eine traurige Figur machte, die Orders nicht einhielt und auf Rang 7 ins Ziel trudelte).Drei Dinge würde ich gerne feststellen:
a) Die Behauptung, ich hätte keine Lust mehr gehabt, Westlander zu reiten, trifft nicht zu. Um im GP von St. Moritz das niedrige Gewicht von First Time zu reiten, musste ich abnehmen und fühlte mich nach dem Rennen nicht gut, weswegen ich den Ritt abgeben wollte. Von Lustlosigkeit kann keine Rede sein, denn nachdem feststand, dass kein Ersatz am Platz sei, habe ich das Pferd trotz Unwohlsein geritten, um zu vermeiden, dass das Pferd zurückgezogen werden musste.
b) Die Wertung „traurige Figur“ ist gegebenenfalls subjektiv, journalistisch jedoch inakzeptabel.
c) Die Feststellung „dass er die Orders nicht einhielt“ ist schlichtweg falsch und es trifft mich in meiner Professionalität, wenn Besitzer und/oder Trainer solche Unwahrheiten verbreiten. Die Orders waren das Pferd auf Warten zu reiten und zu verstecken, da es ansonsten stark pullte. Dass ich bereits auf der Gegengeraden nichts mehr in der Hand hatte und den Anschluss nicht halten konnte, kann man mir nicht anlasten. Trotz mehrfacher Aufmunterungsversuche kam nichts. Auch die Eventualquote von 16:1 spricht nicht unbedingt dafür, dass Westlander ganz vorne erwartet wurde
.
In der Hoffnung, dass Sie meine Sicht der Dinge publizieren, verbleibe ich mit freundlichen Grüssen

Daniele Porcu"

 

Rennleitungspräsident Peter Berner sieht das alles ganz anders

Porcu stellt sich also quasi als Held dar, der trotz Unwohlsein in den Sattel von Westlander stieg, damit dieser nicht unverrichteter Dinge die Heimreise antreten musste.

Dieser Darstellung widerspricht Peter Berner, der an diesem Tag als Rennleitungsprädient amtete, vehement. "Porcu hat eine Show abgezogen, nachdem wir ihn wegen Peitschenmissbrauchs gebüsst und eine Sperre gegen ihn ausgesprochen hatten", erklärte Berner, "ich habe ihn dann auf die Konsequenzen aufmerksam gemacht, wenn er einen angenommenen Ritt ohne stichhaltigen Grund nicht ausführt. Wenn er nicht geritten wäre, hätten wir ihn nochmal gebüsst und ihm eine weitere Sperre aufgebrummt."

Porcu habe sich offenbar das Ganze nochmal überlegt und sei dann doch geritten. Dies notabene nachdem die Reiterkollegen längst auf den Pferden sassen und warten mussten. "Das Rennen, das er abgeliefert hat, war eine Katastrophe", so das Urteil von Berner, der seine 14. Saison als Rennleitungspräsident in Angriff genommen hat, "nur können wir leider schlechtes Reiten nicht bestrafen."

Im Nachhinein bedauerte Berner, nicht härter durchgegriffen zu haben: "Da gebe ich zu, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich war schlicht zu gutmütig. Mit seinem arroganten Auftreten hätte der Jockey eine weitere Busse und Lizenzentzug verdient gehabt. Ich hätte knallhart durchziehen müssen."

Nun, hoffentlich ist die Sache dem Jockey eine Lehre. Dann hat die Geschichte im Nachhinein wenigstens etwas Gutes - auch wenn für die Entourage von Westlander ein bitterer Nachgeschmack bleiben wird.

 

 



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