(be.k.) Die letzten 24 Stunden bis zum Rennen waren nervenaufreibend, denn niemand wusste, ob Frankel tatsächlich laufen würde. Der Boden war nach dem Regen nämlich weich bis tief geworden und für ein derart grosses, schweres Pferd nicht gerade ideal. Der langbeinige Wallach Cirrus des Aigles als Spezialist für solches Geläuf und seinerseits eines der besten Pferde der Welt, galt als gefährlicher Gegner für Frankel bei diesen Verhältnissen.
Beim gültigen Startzeichen verschlief Frankel den Start und Queally musste ihn etwas ankicken, um die verlorenen Längen wieder aufzuholen. Jockey Ian Mongan auf Pacemaker Bullet Train schaute sich mehrmals besorgt um, wo denn Frankel stecke. Als dieser sich schliesslich näherte, beschleunigte Bullet Train und ging in Front, neben ihm Cirrus des Aigles (Olivier Peslier). Dahinter folgte Nathaniel, auch ein Bodenspezialist, danach Frankel, Pastorius und Master of Hounds.
Im Bogen des 2000 Meter-Rennens fingen die drei vorderen Pferde an, auf’s Tempo zu drücken, in den Einlauf hinein war Peslier bereits am „Reiten“ , ebenso William Buick auf Nathaniel, natürlich auch Mongan mit Bullet Train, der nun den Job getan hatte und zurückfiel. Da zog Frankel wie gewohnt völlig leicht und unaufgefordert an den beiden kämpfenden Gegnern vorbei. Einmal in Front forderte ihn Queally nun auf - um sicher zu gehen, dass er vorne bei dem weichen Geläuf nicht plötzlich nachlässt - und ritt ebenfalls Finish. Frankel gewann mit zwei Längen, schlug die besten Mitteldistanzpferde (Cirrus 2./ Nathaniel 3.) der Welt und bleibt bei 14 Starts ungeschlagen. Was für ein Märchen!
Bullet Train und Frankel kamen Seite an Seite zurück und wurden gegenseitig von ihren dankbaren Jockeys getäschelt. Das Bruder-Duo hatte die letzte gemeinsame Aufgabe eindrücklich gelöst und so auch ein Zeichen dafür gesetzt, wie wichtig Teamarbeit in diesem Sport ist.
Nach diesem dramatischen Rennen war Sir Henry Cecil, schwer an Krebs erkrankt, sehr gerührt und kommentierte:“ Frankel ist das beste Pferd, das ich je trainierte und das beste, das ich je gesehen habe. Ich bezweifle, dass es je ein noch besseres Pferd geben wird.“
Tom Queally, der sich vor dem Rennen Sorgen gemacht hatte wegen des weichen Bodens, zeigte sich erleichtert:“ Er wurde immer relaxter, deshalb sprangen wir zu spät ab. Kein Zweifel, auf gutem Boden ist er viel besser. Seine grosse Klasse liess ihn auch heute siegen.“
Besitzer Prinz Khalid Abdullah bestätigte nach dem Rennen der Presse, dass dies nun Frankels letzter Start gewesen sei. So nahm alles Spekulieren ein Ende.
Frankel wurde wie immer auf einer Ehrenrunde durch den Führring geleitet und tausendfach fotografiert.
Alle , die dieses Pferd erleben durften, werden es nie vergessen. Die Art, wie es galoppierte, wie es seine Gegner wie Statisten aussehen liess, die Ruhe, die es verbreitete und die Freude, die es brachte – das war Perfektion pur!
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