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Generalversammlung der Vereinigung Schweizer Vollblutzüchter - nicht ganz alle sind glücklich mit dem neuen Konzept

Donnerstag, 19. März 2009 09:33

In seinem ersten Jahresbericht als Präsident der Vereinigung Schweizer Vollblutzüchter VSV stellte Fritz von Ballmoos der Generalversammlung am 14.März 2009 in Aarau das neue Konzept nochmal vor, welches wegen der Streichung der Züchterprämien bei einigen Züchtern auf Kritik stösst.

Im Jahresbericht nach seinem ersten Amtsjahr als VSV-Präsident konnte Fritz von Ballmoos auf einige Erfolge zurückblicken.

  • Liberalisierung der Inländer-Geltung (Unterscheidung von prämienberechtigten "echten" Inländern und nicht prämienberechtigten, im Ausland gezogenen "assimilierten Inländern") mit dem Ziel, in Zukunft genügend Starter in den Inländer-Rennen zu haben. Dafür sollen (von Galopp Schweiz offenbar zugesichert!) bis zu 10% der Flachrennen als Inländer-Rennen ausgeschrieben werden.
  • Zusammen mit Galopp Schweiz konnte mit der BBAG ein Abkommen geschlossen werden, wonach Schweizer Produkte an der Jährlingsauktion in Baden-Baden teilnehmen und umgekehrt sind sämtliche Inländer, die an der VSV-Auktion durch den Ring gehen, für alle BBAG-Auktionsrennen startberechtigt (gemäss von Ballmoos umfasst dies derzeit 16 Rennen für 2- und 3jährige mit Preisgeldern von total 1.5 Mio CHF; inklusive einem 50'000-Franken-Auktionsrennen für Zweijährige am 1. August 2009 in Avenches).
  • An einem Workshop in Davos analysierte der VSV-Vorstand Mitte Oktober "die sich dramatisch verändernde Situation auf dem europäischen Vollblutmarkt, welche geprägt ist durch die grosse Überproduktion von Fohlen und dem Preiszerfall auf allen Auktionen und deren Auswirkungen auf die Schweizer Zucht, sowie die damit einhergehende allgemeine Finanz- und Wirtschaftskrise."
    Daraus resultierte das neue VSV-Zucht-Konzept, welches auf folgenden drei Säulen basiert: 1. Inländer- und Auktionsrennen, 2. Neues Prämiensystem 3. Zusammenarbeit mit ADEC. 

 

So weit, so gut. Die neue Crew hat viel bewegt.

Doch gerade das neue Prämiensystem hat vielerorts für rote Köpfe oder Kopfschütteln gesorgt. Bis anhin erhielten die Besitzer von Inländern eine Prämie von 20% auf jeden gewonnen Preisgeld-Franken (ausser in Inländerrennen), die Züchter zudem je nach Jahresergebnis 10 bis 15% Prämie (auf alle Rennen).

Mit dem neuen Prämien-System, welches von der VSV beantragt und von Galopp Schweiz angenommen wurde, werden die gemäss von Ballmoos jährlich zur Verfügung stehenden rund 140'000 Franken ausschliesslich für deutlich erhöhte Besitzerprämien (70% für 2 und 3jährige sowie 35% für 4-jährige und ältere Inländer) verwendet. Die Züchterprämien wurden gänzlich gestrichen.

Zum Ärger vor allem kleinerer Besitzer, welche dank der Züchterprämien jedes Jahr einen zwar bescheidenen, aber hoch willkommenen Beitrag an ihre Unkosten bekommen hatten - ihre Produkte jeweils zu einem bescheidenen (nicht kostendeckenden Preis) verkauft hatten, weil das Geld fehlt, um sie selbst trainieren zu lassen.

(siehe weiter unten die Gedanken einer passionierten "kleinen" Züchterin")

 

Unsicherer Ausblick auf Auktion und Chance 2009

Was die Auktion 2009 und das Chance-Rennen für die letztes Jahr in Dielsdorf versteigerten Jährlinge (nun Zweijährigen) betrifft, sparte Fritz von Ballmoos im Jahresbericht nicht mit Kritik am Rennverein Zürich - dem Verein, dem er lange als Präsident vorstand.  

"Nach Friktionen" mit dem Rennverein Zürich sei noch offen, wo und wie die Auktion 2009 stattfinde. Von Ballmoos konnte zudem nicht verstehen, dass der RVZ das Chance-Rennen 2009 aus wirtschaftlichen Gründen in Frage stellt. Die Swiss Classic (das "Inländer-Derby") wird nach Absprache des RVZ mit Galopp Schweiz in Avenches durchgeführt.

 

Gedanken einer "kleinen Züchterin"

Im Anschluss an die Publikation des VSV-Communiqués Ende Januar (hier geht es zum Artikel mit jenem Communiqué) erhielten wir von Dorothée le Denmat eine Nachricht mit Gedanken zum neuen Konzept.

Diese publizieren wir hier ungekürzt - Ihre persönliche Meinung dazu können Sie via Kommentar-Funktion ganz unten mitteilen.

 

"Wertes horseracing.ch-Team

Ich habe auf Ihrer Website die Pressemitteilung der VSV gesehen sowie Ihre zwei Überlegungen dazu. Zu Ihrer Frage, wie sich die „kleinen“ Züchter verhalten, möchte ich  Folgendes mitteilen:

Ich bin ein „kleiner“ Züchter. Angefangen hat es damit, dass wir eine Vollblutstute mit einem guten Pedigree hatten, welche ihre Rennkarriere beendet hat. Also haben wir uns entschlossen, mit der Stute hier in der Schweiz zu züchten, als Hobby. Das erste Produkt der Stute gewann als Zweijähriger die „CHANCE“ und wurde bester 2-jähriger Inländer. Ein toller Anfang. Wir waren stolz. Auch der zweite, wieder ein Hengst, hat ein Rennen gewonnen, und war mehrmals platziert. Ein Dritter ist im Training.

Wir sind sehr stolz auf die Tatsache, dass wir für unsere Pferde super Plätze fanden bei ihren heutigen Besitzern und Trainer. Für uns war der gute Platz ganz klar vor dem Preis. Ziel war, gute, erfolgreiche Pferde zu züchten, die Pferde optimal zu platzieren und damit addieren sich zum Verkaufspreis die Züchterprämien, was ja die guten Leitungen des Pferdes nicht zuletzt auch vom Züchter, belohnt. Je erfolgreicher die Pferde sind, desto höher die Prämien.

Die Auskünfte aus dem Trainingsquartier für die kommende Saison sind sehr vielversprechend. Wir erwarten die ersten Rennen 2009 voller Ungeduld. Wir, d.h. Familie, Verwandte und Freunde, freuen uns auf die sonntäglichen Rennbahn-Besuche, wo wir dann unsere Schützlinge wiedersehen, anfeuern können, mit ihren Trainern und Besitzern zusammensitzen, und wieso nicht, Champagner trinken…

Die Züchterprämien sind in der Schweiz sehr klein. Aber wie erwähnt, Vollblut-Zucht in der Schweiz ist ein Hobby. Trotzdem sind die Prämien der Anreiz, überhaupt Rennpferde zu züchten. Ohne diesen Kick macht das ganze irgendwie keinen Sinn. Man geht auch nicht ins Casino, wenn Einsatz und Gewinn verboten ist.

Mit dem Vorschlag von Herrn von Ballmoos, die Züchterprämien per sofort zu streichen, wird aus der Schweizer Zucht eine rein kommerzielle Angelegenheit. Der Züchter verkauft so teuer wie möglich, und Tschüss. Die Karriere des Pferdes ist für den Züchter nicht mehr interessant, ausser dass er eventuelle Geschwister noch teurer verkaufen kann.
In der Schweiz züchten aber viele auch aus Leidenschaft zum Sport. Die Freude am Erfolg der selbstgezüchteten Pferde ist ohne Prämien aber  irgendwie amputiert.

Dass es dringend Veränderungen in der heutigen Situation braucht, weiss jeder. Aber Herr von Ballmoos hat ein Konzept erarbeitet, dass nur auf eine kleine, exquisite Gruppe von Personen abgestimmt ist. Wie ja bekannt ist, züchtet er mit grossem Erfolg. Seine Produkte erzielen in der Schweiz jedes Jahr Toppreise. Seine Zuchtstuten gehören zu den Erfolgreichsten. Die von ihm vorgeschlagen Prämien für die erfolgreichsten Zuchtstuten kassieren folglich nur eben jene kleine Gruppe von „grossen“ Züchtern. .
Auch als Besitzer ist Herr von Ballmoos in der Schweiz und im Ausland erfolgreich tätig. Die neuen, fetten Besitzerprämien fliessen also ebenfalls in die Taschen des feinen Clubs. Ich finde daher die abfällige Bemerkung im erwähnten Communiqué „…und wenn sie das trotzdem nicht können…“ völlig fehl am Platz.

Wie dem Communiqué zu entnehmen ist, hat der Vorstand der VSV den Vorschlag per Wahl angenommen, und der Vorstand von Galopp Schweiz hat diesen bedingungslos akzeptiert. In Kraft treten diese neuen Massnahmen per sofort!

Ich bin mir sicher, dass es andere – weniger radikale – Lösungen gäbe, mit der jeder (klein oder gross) leben kann. Eine totale Streichung der Züchterprämien ist zu krass. Wer mag denn jetzt noch weiterzüchten in der Schweiz?

Und was passiert, wenn nun ein Inländer-Überflieger klassische Rennen gewinnt? Da muss bei 70 % Besitzerprämien ja tief in den Fonds-Sack gegriffen werden. Sitzt dann der Vorstand mit dem Vorstand wieder zusammen, und ändert das Reglement mit sofortiger Wirkung in eine andere Richtung? Ganz wie es ihnen gefällt?

Ich glaube, dass die angesprochen Massnahmen noch einmal überdacht werden sollten, vielleicht sind nicht alle Fakten berücksichtigt worden.
Dorothée Le Denmat

 



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